Frankfurter Rundschau vom 16.07.2015
Die erste Karbener Lesebühne vereint Poetry Slam und Literatur-Treff. Bei der
Premiere am Freitag werden acht Dichterinnen und Dichter auftreten.
Der eine sitzt mit einem Glas Wasser am Tisch und liest seinen Text vor.
Die andere steht auf der Bühne und bewegt ihre Hände im Rhythmus der frei vorgetragenen Verse.
Literatur-Treff oder Poetry Slam, das ist am kommenden Freitag die Frage. Denn dann stehet
die erste Karbener Lesebühne auf dem Programm im Kuhtelier.
Wobei die Initiatoren betonen, dass es nicht um einen Wettstreit der Dichter geht wie beim Slammen.
Dominik Rinkart, der bisher achtmal den Karbener Poetry Slam organisiert hat, ist 22 Jahre alt.
Robert Axt, der beim Karbener Literatur Treff die Öffentlichkeitsarbeit macht, ist 74.
"Alt trifft Jung" sei denn auch die Devise bei dem literarischen Treffen der Generationen, sagt Rinkart.
Der Literaturabend
Die erste Lesebühne ist am Freitag, 17. Juli, um 19 Uhr, im Kuhtelier, Burg-Gräfenröder-Straße 2,
im Schlosshof von Leonhardi. Der Eintritt kostet fünf Euro. Kontakt zu den Initiatoren:
www.karbener-literatur-treff.de, axt.robert@arcor.de und domi.rinkart@web.de.
"Ein Buch zum fünfjährigen Jubiläum des Karbener Literatur-Treffs gibt es im Morlant
Verlag: "Englein, Gauchos, Seidenäffchen und Co.". Herausgeber sind Robert Axt,
Rosie Cordsen-Enslin, Walter Enslin, Hans-Jürgen Kärcher, Alfred Landmesser.
Es kostet 12,90 Euro. ISBN 978-3-943041-06-4."
Zusammen mit Kuhtelier-Inhaber Peter Mayer kam er auf die Idee der Lesebühne.
Mayer, durch die vielen Veranstaltungen in seinem Haus in der regionalen Kulturszene
vernetzt, stellte den Kontakt zum Literatur Treff her.
Am Anfang war Skepsis
Die durchweg älteren Literaturliebhaber dort seien anfangs etwas skeptisch gewesen,
sagt Axt. "Wie kann das zusammenpassen?", hätten sie sich gefragt. Die "lockeren"
Slammer und die alten Poeten. Auch seien die Themen, die in den Texten behandelt
würden, sehr verschieden.
Bei den Slammern gebe es "viele Weltverbesserertexte", meint Rinkart. "Mit hohem
idealistischen Anspruch", fügt Axt hinzu. Die Texte seiner Kollegen beschreibt
der Senior hingegen als zum Teil philosophisch, aber auch mit einer Prise Humor,
etwas wie die "grüne Soße" von Hans-Jürgen Kärcher.
Doch dann siegte der Wissensdrang. Axt: "Warum soll man nicht mal etwas Neues wagen?"
Die Abwechslung mache den Reiz aus. Schließlich war eine Delegation der Treff-Literaten
bei einem Slam gewesen und hat sich die Sache angeschaut. "Eine sehr erfrischende Sache",
meint Axt. Im Gegenzug schaute sich Rinkart einen Lesungsabend beim Literatur Treff an
und kam zu dem Schluss: "Ich denke, daraus lässt sich ein Konzept entwickeln."
Mit der Lesebühne wolle er auch heimische Literaten fördern, sagt der junge Mann.
Deshalb sollten alle Schreibenden aus Karben hier auftreten können.
Bei der Premiere am Freitag werden acht Dichterinnen und Dichter auftreten, vier von
jeder Fraktion. Ein Zeitlimit für die einzelnen Vorträge wie beim Poetry Slam gibt es nicht.
Die Textlänge soll aber "entspannt hörbar sein". Als besonderer Gast wird ein Dichter aus
Afghanistan Gedichte in persischer Sprache vortragen.
Für Musik sorgt die Frankfurter Musikerin "Fee", die Singer-Songwriter Musik spielt:
Ihre selbst geschriebenen Lieder singt sie zur eigenen Gitarrenmusik.