Karbener LiteraturTreff e.V.
Bericht vom 26.11.2015
Thema: Novemberstimmung in der Literatur
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.00 - 21.45 Uhr
Anwesende: 37 Personen und Pressevertreter
Gäste: Frau Zorbach (Querflöte)
Julia Zorbach ( Gitarre)
Jannik Zorbach (Hackbrett)
Nach der Begrüßung der Gäste durch den 1. Vorsitzenden, Hans-Martin Thomas,
des Karbener LiteraturTreff e.V. führte Robert Axt, dem die Organisation und
Moderation des Abends oblag, in das Thema "Novemberstimmung in der Literatur" ein.
Die, das Thema bestimmende, Stimmung von Melancholie und Traurigkeit in der
Literatur sollte durch Texte bekannter Dichter und eigene Schöpfungen dargelegt werden.
Claudia Weishäupl trug Gedichte von Rita Greve aus Bad Nauheim vor, u.a.
"Herbsthauch", "Novembermoos" und "Sinfonie in Grau und Blau". Die Poetin
befasst sich eingehend mit dem Thema "Herbst des Lebens".
Walter Enslin rezitiert einige Gedichte aus dem Gedichtzyklus in vierundzwanzig
Liedern von Wilhelm MÜLLER (1794 bis 1827), "Die Winterreise", vertont von
Franz Schubert (1797-1828) entstanden etwa um1827 (als opus 89). Walter Enslin
geht ausführlich auf Leben und Werdegang von Wilhelm MÜLLER ein.
Der zu seiner Zeit als Verfasser politischer Gedichte und geselliger Trinklieder
populäre sogenannte "Griechen-Müller" schuf mit diesem Zyklus sein literarisches Hauptwerk.
Es verdient nicht nur als Textanregung für Schuberts Liedkomposition, sondern
auch als eigenständige lyrische Leistung Beachtung. Die Bedeutung dieser
heute nahezu vergessenen Lyrik liegt zum einen in ihrem Impuls auf HEINE,
dem sie nach eigener Aussage den Rhythmus des Volksliedes vermittelte; zum
anderen aber wurde Schubert zur Vertonung dieser Lieder angeregt. Heinrich
Heine schrieb an Müller, "daß ihm kein Dichter außer Goethe so gut gefalle wie er".
Mit Können und Engagement - wie sie es auch bei den nachfolgenden musikalischen
Beiträgen unter Beweis stellten - spielten Julia und Jannik Zorbach die Lieder
"Drüben in den Feldern" (trad. Griechenland) und "Kleine Wolke" (trad. China).
Anschließend las Rosie Cordsen-Enslin eine selbst verfasste Geschichte
"November-Tristesse" als die Winter noch kälter waren. Eine Geschichte
über Tagträume und das Verbergen künstlerischer Kreativität hinter einer
Maske von angepasster Geschäftigkeit, "willkommen in Deutscher Wintertristesse".
Danach widmete sich Robert Axt einem "Novembermärchen" dessen Verfasser
unbekannt ist. Es erzählt die Geschichte von einem kleinen Fuchs, der sich auf
den Weg zum großen Fuchs machte, da er wissen wollte, weshalb der November so
grau ist. Der große Fuchs erzählt dem Kleinen, das jeder Monat des Jahres seine
Farben hat und nur der Novemberhimmel ein graues Plafond bietet, damit die
Wesen auf der Erde es selbst ausmalen können.
Fritz Böhner stellte uns die jüdische Dichterin Mascha Kaléko (1907-1975) vor.
Sie wurde im Galizien geboren und starb in Zürich.
Mit Charme und Humor, mit erotischer Stahlkraft und sozialer Kritik erobert sich
die junge Mascha Kaléko im Berlin der Weimarer Republik die Herzen der Großstädter.
Sie schreibt ihre Verse in zärtlich-weiblichen Rhythmen, die jeder versteht,
weil sie von Dingen handeln, die alle erleben: von Liebe, Abschied und Einsamkeit,
von finanziellen Nöten, von Sehnsucht und von Traurigkeit. Mit dieser
"Gebrauchslyrik" im besten Sinne ist sie im Berlin der Zwanziger- und
Dreißigerjahre berühmt geworden. Zum Freundeskreis Kalékos gehörten u.a. Kästner,
Tucholsky und Ringelnatz. 1935 wurde sie aus der Reichsschrifttumkammer ausgeschlossen.
Sie emigrierte im September 1938 in die Vereinigten Staaten von Amerika.
Ein Comeback hatte sie 1956 mit dem Wiederabdruck des "Lyrischen Stenogrammhefts",
nach zwei Wochen stand es auf der Bestsellerliste, und Kaléko machte eine
erfolgreiche Lesereisen durch Europa.
1960 zog Kaléko wegen der Arbeit ihres Mannes mit nach Jerusalem, aber sie wurde
dort nie richtig heimisch. Sie starb in Zürich am 21. Januar 1975.
Fritz Böhner rezitiert die Gedichte "Ein welkes Blatt" und "Herbstabend. Ebenso
einen Auszug von "Novemberbrief aus Ascona" der beginnt mit " ..im November?
Nein im November reist "man" nicht nach Ascona". Ein Resümee über die Anmut,
Stille und vielleicht auch ganz besondere Romantik der Nachsaison.
Nach der Pause folgte der anrührende musikalische Beitrag der traditionellen
Lieder "Es wird scho glei dumpa" (Tirol) und "En avant blonde" (Bretagne).
Hans Kärcher befasste sich mit Heinrich Heine und Auszügen aus "Deutschland ein
Wintermärchen" und der Kaiserin Elisabeth von Österreich (Sissy), eine
todunglückliche Frau, die eine glühende Verehrerin Heines war. Sissy versuchte
ihre Gedichte in Stil Heines zu verfassen u.a.
"Allerseelennacht" und " Novemberphantasie".
Ingrid Axt las zwei Geschichten von Alfred Landmesser . "Der erste Schnee",
hier wir uns mit dem Bild: der Begeisterung von Menschen für den ersten Schnee
einerseits und dem totalen Unverständnis für solch ein Innehalten andererseits
eine Metapher Geboten für den Bibelsatz:
"Was hülfe es dem Menschen,wenn er die ganze Welt
gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?",(Matth. 16, 26).
In der Geschichte "Die letzten Blätter" zeigt sich, trotz allem Aufbegehren:
Blätter fallen im November.
Ingrid Axt schließt mit dem Vortrag des Gedichts von Heinrich Seidel
(1811-1861) " Novembergedicht".
Anschließend folgte ein Reigen von Gedichten der Autoren Rainer Maria Rilke,
Gunter Tietz, Gottfried Benn,Hermann Hesse, Peter Huchel und Günther Grass
vorgetragen von Robert Axt, der auch eigene Poesie vortrug.
Das Abendprogramm wurde durch die Interpretationen der Familie Zorbach mit
"Kempīs Jig" (Schäferlied) und mit dem besonderen Glanzpunkt "Sueno Traum"
einem Gitarrensolo beendet
Hans-Martin Thomas dankte allen Mitwirkenden und überreichte der
Familie Zorbach eine Anthologie herausgegeben von den schreibenden
Mitgliedern des Karbener LiteraturTreff e.V..
Der Karbener LiteraturTreff e. V.
Das literarische Forum für Karben,
beginnt das Jahr 2016 mit dem Literaturabend
am 28. Januar 2016
Kulinarisches in der Literatur
Barbara Metz