Karbener LiteraturTreff e.V.



Bericht vom 30. November 2017
Facetten der Liebe in der Literatur



Ort: KUHtelier, Groß Karben, im Schlosshof von Leonhardi
Zeit: 19.05 - 21:30 Uhr
Anwesende: ca.45 Personen und Pressevertreter

Hans-Martin Thomas begrüßt die Gäste im gut gefüllten KUHtelier zu unserer letzten Veranstaltung in diesem Jahr. Dieser Abend ist der Liebe gewidmet und wurde von Fritz Böhner vorbereitet. Mit roten Herzluftballons und leckeren Herzplätzchen, gebacken von Frau Böhner, werden wir auf das Thema des Abends eingestimmt. In seiner Einführung sagt Fritz Böhner, dass die Liebe eine wunderbar aufregende Kraft ist, die den Menschen antreibt und ins Glück oder Verderben führen kann.
Fritz Böhner erzählt uns von der skandalösen Liebe zwischen Martin Luther und Katharina von Bora. Der rebellische Mönch Martin Luther, der die strengen Vorschriften der Kirche ändern wollte, unterstützte die Flucht der neun Nonnen aus dem Kloster bei Grimma. Das war ein gefährliches Unternehmen, denn auf die Befreiung von Nonnen stand die Todesstrafe. Nach ihrer Flucht konnten die Frauen nur auf eine Anstellung als Magd oder auf eine Eheschließung hoffen. Katharina von Bora wollte nur Dr. Luther heiraten, was ihr auch gelang. 1525 heirateten sie unter Ausschluss der Öffentlichkeit und führten eine glückliche Ehe.
Über die verbotene Liebe berichtet Dieter Körber. William Shakespeare (1564 - 1616) hat in der Tragödie Romeo und Julia, mit dem wohl bekanntesten Liebespaar der Weltliteratur, die Kraft zweier Liebender beschrieben. Zwei Veroneser Familien, die Capulets und die Montagues, sind verfeindet. Romeo verliebt sich in die bezaubernde Tochter der Capulets und um die beiden ist es geschehen. Der Ungeduld des Herzens folgend heiraten sie heimlich. Doch nach tragischen Ereignissen und Verwechslungen sterben beide. Romeo schluckt Gift und stirbt zu Füßen Julias, die sich dann mit seinem Dolch tötet. Barbara Metz und Dieter Körber
lesen Szenen aus der Tragödie. Die Liebe eines alten Mannes zu einer jungen Frau erzählt Martin Walser in seinem Buch "Ein liebender Mann".
Ingrid und Robert Axt schildern uns diese ungewöhnliche Verbindung. 1823 trifft der 73jährige Goethe in Marienbad auf die 19jährige Ulrike von Levetzow und verliebt sich in sie. Über den Großherzog lässt er ihr einen Heiratsantrag zukommen, aber sie lehnt ab. Ingrid und Robert Axt lesen Auszüge aus dem Roman. Wir erfahren, dass Ulrike von Goethes Aussehen schwärmt, andererseits ist er ‚von der grandiosen Unaufdringlichkeit ihrer Augen und des Mundes entzückt'.

Anaïs Nin (1903-1977), eine amerikanische Schriftstellerin, ist bekannt geworden durch ihre Tagebücher und erotischen Erzählungen. Rosie Cordsen-Enslin stellt uns diese Frau vor. Anaïs Nin war die Tochter eines kubanischen Pianisten und einer Dänin. Die Eltern trennten sich, als Anaïs 11 Jahre war und die Mutter zog mit den drei Kindern nach New York. Anaïs heiratete einen Bankangestellten und ging mit ihm nach Paris. Dort unterstützte sie avantgardistische Künstler. In dieser Szene lernte sie Henry Miller kennen, mit dem sie neben ihrer Ehe eine langjährige Beziehung pflegte. In ihren Büchern mischen sich Biografie und Fiktion, ihre erotischen Erzählungen geben explizit erotische Handlungen wieder. Die Tagebücher mit ca. 35000 Seiten sind eine Dokumentation ihres Lebens.
Musikalisch werden wir unterhalten mit gefühlvollen Songs von Nicola Piesch (Gesang) und Dieter Wierz (Klavier). Passend zum Thema hören wir "Lilli Marlen, It's only a paper moon, Somewhere over the rainbow, Love me tender". Das sind wunderbare Lieder, die gekonnt vorgetragen wurden.
Nach der Pause hören wir von einer leidenschaftlichen und verborgenen Liebe. Renate Gasser schildert die Ereignisse des Buches Salz auf unserer Haut, geschrieben von Benoite Groult (1920-2016). George verbringt seit ihrer Kindheit ihre Ferien in einem bretonischen Dorf. Mit 18 Jahren verliebt sie sich in den Bauernsohn Gauvain so heftig, dass diese Liebe ein Leben lang anhält. Wegen ihrer Standesunterschiede - sie wird Professorin für Altphilologie, er verrichtet schwere Arbeit auf einem Fischtrawler - schließen sie eine Heirat aus. Aber ihre körperliche Anziehungskraft bindet sie aneinander, sodass sie immer wieder Liebesferien verbringen. Benoite Groult hat das Buch mit 68 Jahren geschrieben. Wegen seiner freizügigen Darstellung einer leidenschaftlichen Liebe löste es beim Erscheinen 1988 einen Skandal aus.
Von einer unglücklichen Liebe erfahren wir von Karin Schrey. Sie berichtet über Die wunderbaren Wolken von Francoise Sagan (1935-2004). Schon mit 18 Jahren veröffentlichte Sagan ihr erstes Buch Bonjour Tristesse, das wegen sehr freizügiger sexueller Schilderungen Empörung hervorrief. Sagan veröffentlichte über 40 Romane und Theaterstücke. Ihre Themen sind Ehe und Liebe und die vom Leben Enttäuschten, für die keine moralischen Richtlinien gelten. In ihrem Buch Die wunderbaren Wolken ist die Protagonistin Josée mit dem reichen Amerikaner Alan verheiratet. Zu dem von Eifersucht geplagten Mann fühlt sich Josée körperlich hingezogen, empfindet sonst aber eher Mitleid. Sie reizt Alans Eifersucht, indem sie ihm ausführlich ihre Liebesabenteuer gesteht. Ihren letzten Seitensprung schildert sie ihm bis ins kleinste Detail, was Alan sehr verletzt. Josée stellt fest, dass sie immer wieder das gleiche Spiel spielen. Wie das Spiel ausgeht, ist unklar.
Auch die Liebe der Senioren kommt nicht zu kurz. Hans Kärcher referiert aus dem Buch Das ist die Liebe der Senioren von Günther Franzen (1947). Ein alleinstehender älterer Herr ist auf der Suche nach der letzten großen Liebe. Über das Online-Portal ‚Final Date' melden sich etwa hundert Damen. Er sondert nach verschiedenen Kriterien viele Damen aus bis nur noch sieben übrig bleiben. Die einzelnen Dates verlaufen eher enttäuschend.
Mit dem Gedicht Abschied an der Haustür von Erich Kästner (1899-1974) beendet Fritz Böhner den Abend. Der heimliche Geliebte verabschiedet sich von seiner Freundin und versucht sie zu trösten, die Miete schickt er morgen. Sie ist traurig und vergießt bittere Tränen. Hans-Martin Thomas bedankt sich für den ‚liebevoll' gestalteten Abend bei allen Aktiven und vor allem bei dem Organisator Fritz Böhner. Ein herzliches Dankeschön gilt auch den Musikern Nicola Piesch und Dieter Wierz.

Wir wünschen allen eine besinnliche Weihnachtszeit, ein frohes Fest und ein gesundes Wiedersehen im neuen Jahr.

Wir freuen uns, Sie zu unserem ersten Abend
wie immer um 19:00 Uhr- im neuen
Jahr zu begrüßen. Wir starten mit
"Kabarett am Kreuzweg der Literatur"
am 25. Januar 2018.


Renate Gasser