Karbener LiteraturTreff e.V.



Bericht vom Sommerfest am 25. Oktober 2018
Crime im KUHtelier. Dem Verbrechen auf der Spur



Ort: KUHtelier, Groß Karben, im Schlosshof von Leonhardi
Zeit: 19.00 - 22:05 Uhr
Anwesende: 45 Personen

Der Vorsitzende, Hans-Martin Thomas, begrüßt die ca. 45 Gäste und die Pianistin Martina Riedel im KUHtelier und erinnert mit einfühlsamen Worten an unser Vereins- und Vorstandsmitglied Walter Enslin, der uns unerwartet am 03. Oktober für immer verlassen hat.

Musikalisch eröffnet Martina Riedel das Programm mit "Präludium C-Moll", J. S. Bach BWV 999 , das sie in memoriam für Walter Enslin spielt.



Danach übernimmt Karin Schrey, die den Abend organisiert und ausgerichtet hat, die Moderation des Programms. Sie beginnt mit einer Einführung in die allgemeine Entstehungsgeschichte des Kriminalromans. Sie führt aus, dass von einer tatsächlichen Kriminalliteratur als einer eigenständiger Gattung erst seit dem Ende des 18. Jahrh. gesprochen werden kann. Vielleicht sei der Kriminalroman gar kein eigentlicher Roman, sondern eher eine Novelle, da den Kriminalromanen einige Charakteristika des Romans fehle. Frühe Beispiele der Kriminalliteratur für sie sind "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" von Friedrich Schiller, "Michael Kohlhaas" von Heinrich von Kleist, "Die Judenbuche" von Annette Droste Hülshoff und "Das Fräulein von Scuderi" von E.T.A. Hoffmann.

Das literarische Programm eröffnet als erster Vortragender Dieter Körber, er stellt die Geschichte "Der Verbrecher aus verlorener Ehre" von Friedrich Schiller vor. Ein von der Natur benachteiligter und in Armut lebender junger Mann wird, um eine junge Frau mit Geldgeschenken erobern zu können zum Wilddieb. Der Nebenbuhler, ein Jäger, ertappt ihn bringt ihn vor Gericht, die Strafe folgt auf dem Fuße und wir hören nun von dem Abstieg der Persönlichkeit, Wiederholungstäter dann Gefängnis, Wiederholungstäter letztlich verschärfte Festungshaft, dann Mord. Vergebliches Bemühen um Gnade. Schiller befrachtet die Geschichte mit Theorien der Geschichtsschreibung, Motivforschung bei Straftaten, Billigkeit des Strafmaßes. Einige höchst zeitgemäße Theorien über durchdachtes Umgehen der Obrigkeit mit straffällig Gewordenen.


Mit Daphne Du Maurier, geb. 1907 in London, bekannt durch ihr Werk "Rebecca", machte uns Rosie Cordsen-Enslin bekannt. In der Kurzgeschichte "Geheimnis des Falken", die in der Mitte der 60er Jahre in Italien spielt schildert Du Maurier die verschiedenen Reaktion der Bewohner des Städtchens Ruffano auf die Vergewaltigung einer älteren Frau: Klatsch, Schadensfreude und Gleichgültigkeit.

Gekonnt intonierte sodann Martina Riedel den "Harzer Kriminaltango" von Wolfgang Löffler.


"Der Verdacht" von Friedrich Dürrenmatt, den meisten bekannt durch die Verfilmung mit dem Titel "Es geschah am helllichten Tag" besprach Heidi Walter eindrucksvoll durch Vorstellung von Originalzitaten.








Claudia Weishäupl widmete sich Theodor Fontanes "Unterm Birnbaum". Hier geht es um Verdächtigungen, Beschuldigungen durch die Dorföffentlichkeit. So wird der Leichenfund der den Verdacht begründet, letztlich zum Beweis der Unschuld, da die gefundenen Gebeine gut 20 Jahre bereits im Garten des Verdächtigen begraben waren, der aber nur seit wenigen Jahren das Anwesen bewohnt.

Die weltberühmte Melodie aus dem Film "Der dritte Mann", das "Harry Lime Thema" spielt Martina Riedel zu großen Freude und Begeisterung des Publikums.


Patricia Highsmith wurde von Barbara Metz vorstellt. Sie trägt Inhaltsangabe und Originalzitate aus dem Roman "Zwei Fremde im Zug" vor und zeigt verdeutlichend die Kunst der Highsmith. Ein unbescholtener Bürger wird durch erpresserischem Druck zu einem Verbrechen gedrängt. Die typische Highsmith - Konstellation besteht ja darin, zu zeigen, wie ganz "normale" Bürger zu Mord und Totschlag zu bringen sind.

In der Pause werden die ausgefüllten Blätter für das Quiz eingesammelt, das Karin Schrey vorbereitet hat. Es gilt die Frage zu beantworten, wer den Mörder in dem Film "Es geschah am helllichten Tag" gespielt hat. Die Antwort lautete Gert Fröbe. Wir starten in den zweiten Teil mit "12 th Street Rag", dargeboten von Martina Riedel.


E.T.A. Hoffmann, den meisten bekannt durch "Der Sandmann", kongenial von Jaques Offenbach musikalisch in "Hoffmanns Erzählungen" umgesetzt, widmete sich Almut Rose. Überzeugend vorgetragen die Erzählung " Das Fräulein von Scuderi". Ein Schmuckkästchen ist Gegenstand der Erzählung, das Fräulein von Scuderi und ein Gnadengesuch beim König und dessen Entscheidung. Da die Ausraubung von Liebhabern überhand nimmt wird der König um Aufstockung der Polizeikräfte gebeten. Fräulein Scuderi, vom König um Rat gebeten, antwortet: »Un amant qui craint les voleurs n'est point digne d'amour.« (Ein Liebhaber, der Diebe fürchtet, ist der Liebe nicht würdig.) Daraufhin lehnt der König die Bitte ab.

Weltberühmt ist E. A: Poe als Meister der Kurzgeschichte, der Schauerliteratur, wird er von Robert Axt mit der Story "Das Faß Amontilladao", wo ein Beleidigter seinen Widersacher einfach einmauert, sehr eindringlich darstellt.








Mit "Thoughts" läßt die Pianistin Martina Riedel die Gedanken des Publikums schweifen.


Jojo Moyes, eine zeitgenössische Autorin kommt mit einer Kurzgeschichte dem Band "Kleine Fluchten" zu Wort. Fritz Böhner liest auszugsweise die Episode eines Juwelierüberfalls, wobei sich die Angestellt in einen der drei Räuber verliebt, in die Situation eingreift und ihn rettet.

Mit den Klängen des "Kriminal Tango" wird das literarische Programm beendet.




Als Ausklang erfolgt die heitere Losermittlung der Preisträger,mit Glücksfee Almut Rose. Der Hauptpreis ist ein signiertes Exemplar "Halali"von Ingrid Noll, die im April Gast im Kuhtelier war, und eine Flasche Rotwein. Drei weitere Glückspilze erhielten zur aufhellenden Verschönerung der düsteren Herbstabende ebenfalls Weine und von Ingrid Noll signierte Plakate.








Die Akteure des Abend kamen zur Verabschiedung noch einmal auf die Bühne und erhielten lang anhaltenden Applaus.

Unsere nächste Veranstaltung ist unser Literaturabend
"Innere und äußere Emigration, Ernst Wiechert und Josef Roth"
am 29.Nov. 2018 Eintritt frei, Beginn 19:00 Uhr, Einlass 18:30


Barbara Metz