Karbener LiteraturTreff e.V.
Bericht vom 27. September 2018
Karbener LiteraturTreff e.V. trifft Poetry Slam
Ort: KUHtelier im Leonhardischen Schloss, Groß Karben
Zeit: 19.00 - 23:05 Uhr
Anwesende: 35 Personen und Pressevertreter
Unter dem Motto "Karbener LiteraturTreff e.V-trifft Poetry Slam" fand am
Donnerstag, dem 27. September 2018 der von Dieter Körber und Dominik
Rinkart organisierten und gestalteten Literaturabend des Vereins statt.
Nach der Begrüßung der Besucher durch den 1. Vorsitzenden, Hans-Martin Thomas,
übernahm Dominik Rinkart gekonnt und professionell die Moderation
und führte mit heiterer Bravour durchs Programm des Abends. Ziel des Abends
sei es viel Spaß "an allen möglichen Stilrichtungen und Poesieformen zu haben"
so Rinkart. Als lesender Gast wurde Frau Irmgard Schürgers vorgestellt,
wir können sie jedoch inzwischen als Vereinsmitglied begrüßen.
Als special guest begrüßte Dominik Rinkart Nicola Piesch, dies ganz besonders,
hat sie doch vor Jahren als Deutschlehrerin an der Kurt-Schumacher-Schule den
Poetry Slam Wetterau mit aus der Taufe gehoben. Sie eilt ans Piano und startet sofort das Programm, mit dem
kunstvoll gesungen und gespielten Song "What a wunderful world".
Der Poetry Slammer Andreas Arnold folgt mit einer heiter, kritischen,
Liebeserklärung an "seine Wetterau". "Die Wetterau […] wenn nichts als Raps und
Rüben reifen, dann bist Du in der Wetterau".
Irmgard Schürgers setzt das Programm mit der Ich-Erzählung "Eine Muse von Apoll"
fort. Ein lesefreudiger Zeitgenosse verliebt sich von ferne in eine Bücherleihende
und entwickelt in seiner Phantasie eine wahre Lichtgestalt. Die Realität holt
seinen Liebestraum ein, er erlebt sie in einem Lokal, sie schaut in seine Richtung
voll Erregung geht er auf sie zu und muss erleben, dass sie durch ihn hindurch
schaut jemand anderes in den Blick nimmt, ihn gar nicht wahr nimmt. Dann ihre
gewöhnliche, hohe pipsige Stimme, ihr albernes Verhalten jedwede Erotik erstirbt.
Die Frau hinter der Bar reicht ihm mit einem tiefen Blick in die Augen seine Getränke,
er beschließt sich zu betrinken, gleichzeitig fällt ihm auf, dass sein weibliches
Gegenüber wohl Interesse an ihm hat und er sie nie beachtet hat und so schließt sich die Parabel.
Mit dem von ihm geschriebenen Song "Benzin" singt und erspielt sich Frank Albersmann
den Beifall der Besucher. Er besingt die Unfähigkeit sich zu entscheiden, und dass
letztlich nur das Betrinken bleibt. "Wenn das Feuer Deiner Worte meinen Ofen trifft.
Man ist verbrannt."
In "Fahrtende" reiht Frank Zeller Musikbegriffe in Wortspiele, die Begriffe werden
spielerisch verknüpft zu sinnvollen Sätzen. "Es ist Kühl und ich fühl mich nicht
wohl temperiert." Quintessenz: "Die Sache hat nicht gerockt."
Unter dem Titel "Von der Natur: Lyrisches" bietet Robert Axt poetische Erinnerungen,
liebevoll, einfühlsame Erinnerung an seinen Hund Aki" oder lyrische Betrachtung
in "Neidlos" über die Frage: gibt es Neid im Tierreich? lyrisch Herbstliches
schließt sich an. "Fette Henne", eine dicke Buche, die sich im Abgesang "Arme Buche" wieder- findet.
Die Poetry Slammer Dominik Rinkart, Andreas Arnold und Frank Zeller lassen sich
aus dem Publikum Worte zurufen, aus denen sie in der Pause sogenannte Ein-Wort-Geschichten entwickeln wollen.
Am Piano mit Gesang und Spiel nun wieder Nicola Piesch, sie bringt bei dem
israelischen Lied "Osse shalom" die Gäste zu Mitsingen und versetzt den ganzen
Raum in eine gefühlige Hochstimmung. Den ersten Programmteil beschließt
Den ersten Programmteil beschließt
Karin Schrey mit der Erzählung "Letzte Ernte". Am 23. Mai 1949, dem Gründungstag
der Bundesrepublik Deutschland, pflanzt Opa, genannt Aba, einen Apfelbaum der wachsen
und gedeihen soll wie das Land, das gegründet wurde. Der Baum gefüttert mit Pferdeäpfeln
wuchs kräftig aber er trug keine Früchte. Alle nannten ihn nur Abas Baum. Als Opa
starb trug der Baum erstmals Früchte, er versprach reichliche Ernte
aber jetzt musste er wirtschaftlichen Erwägungen weichen, sogenannte Sachgründe
besiegelten seinen Tod.
Nach der Pause boten Andreas Arnold, Frank Zeller und
Dominik Rinkart ihre Wortkombinationen als sogenannte
Ein-Wort-Geschichten, zur Freude der Besucher auf der
Grundlage der Zurufbegriffe, an.
Rosie Cordsen-Enslin erzählt in der Geschichte
Leseratte von der Faszination des Lesens, auch der
Bedeutung exquisiten Essens und von der Geburt der
„Urschrei-Therapie“. Die Protagonisten Emma las, aß
und pubste und bekam so den Spitznamen Blasebalg.
Frank Albersmann besingt in „Das Boot“ Geschichten von
Flaschen voll verwaschener Tränen und von alten Fehlern, die
wieder und wieder gemacht werden.
Unter dem Titel „Musik“ bietet Frank Zellers Text eine Mischung
aus Prosa und Lyrik. Begriffe und Wortkombinationen wie zum
Beispiel „Zug fahren“, „Verabschiedung eines Kollegen“,
„Verspätung“, „Bereichsoberleitung“ oder „Widerstehen den
Diesellockrufen“. Sind Grundlagen für Zellers virtuosen Vortrag.
Andreas Arnold schaut in „Augenringe“ auf 60 Jahre Leben,
nimmt in den Blick 60 Jahre zwischen Wunsch und Realität.
Als Metapher für unerfüllter Wunschträume und verpasste
Gelegenheiten dient ihm ein über die Generationen immer
wieder auftauchendes Holzauto. Das Kind will später mit
Holz arbeiten wird aber Banker, die Sehnsüchte wandern
mit. Der Sohn, der Enkel bis zum Urenkel immer wieder ein
Holzauto. Ihm bleibt ein Buch „Möbel bauen leicht
gemacht“.
Grandios, berührend, kunstvoll singt und
spielt am Piano Nicola Piesch den
„Lennon-Song“ „Imagine“, mit der Gitarre
begleitet von Frank Albersmann.
Mit einfühlsamen Gedichten vom „englischen Linksverkehr“, dem
vom ihm geschätzten Pantheon mit einem „Auge zum Himmel“
oder die schöne „abendliche Silhouette“ von Porto, hymnische
Beschreibung von Picciliano.
Ironisch, spöttische Gedanken
verbindet Dominik Rinkart in seinem
Text „Leben lassen“. Vor 3 Jahren sollte der Lebenswandel geändert
werden. In Stichpunkten handelt er ab, Hass auf Uniformen,
negative Sicht auf Vegetarismus unter dem Rubrum „Ich lasse mir
mein Fleisch nicht verbietet“. Er hatte den Eindruck „Alliens hatten
eine Reise zu uns unternommen“. Dann Gedanken zum Oktopus,
dem eine Rundsicht von 360° eignet, aber nicht nur die
außergewöhnliche Intelligenz dieser Tiere fasziniert, sondern auch
der Umstand ihrer 6 Penisse, so Rinkart.
Für fröhlichen Ausklang sorgte Frank Albersmann mit seiner
temperamentvollen Eigeninterpretation von „Fuchs Du hast die Ganz
gestohlen“.
Die Akteure des Abends werden von einem begeisterten Publikum mit anhaltendem Beifall
verabschiedet.
Unsere nächste Veranstaltung ist unser Literaturabend
„Crime im KUHtelier, dem Verbrechen auf der Spur“ am 25.Okt. 2018
Eintritt frei, Beginn 19:00 Uhr, Einlass 18:30
Barbara Metz