Karbener LiteraturTreff e.V.
Thema: Literaten der Regon
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.30 - 22.10 Uhr
Anwesende: ca. 50 Personen
Mit einem literarischen Wunsch in Versform von Herrn Hoppe eröffnet Herr Thomas den heutigen Abend.
Wir beginnen mit den Autorinnen, nach der Pause lesen die Autoren der Region aus ihren Werken.
Es startet Frau Cordsen-Enslin mit zwei weiblichen Porträts. Frau Enslin wurde in La Serena
(Chile) 1944 geboren. Die Tochter deutscher Eltern studierte Anglistik und wanderte 1973 nach
Deutschland aus. Sie schrieb Gedichte und Erzählungen auf Spanisch und veröffentlichte zahlreiche
Prosastücke in spanischen Zeitungen. In ihrem 2008 erschienen Sammelband Heiteres und Skurriles in
Versen und Prosa schreibt sie Kurzgeschichten und Gedichte auf Deutsch. Illustriert wurde der Band
von ihrem Mann W. Enslin. Sie ist ein engagiertes Mitglied im Literatur-Treff. Wir hören von ihr das
Gedicht Die Feuersbrunst. Sie hat das Gedicht der Umweltaktivistin Julia Hill gewidmet, die sich
für den Erhalt der Mammutbäume im Yosemite Nationalpark einsetzte und 738 Tage in einem Baum lebte.
Die folgende Geschichte Sheherazade aus dem Supermarkt erzählt von einer bildhübschen südlichen
Schönheit, die von der Familie mit einem Ölscheich verheiratet wird zum Bedauern eines jungen
Paares, das sich mit ihr angefreundet hat.
Frau Klein-Esselborn liest zum ersten Mal vor Publikum aus ihrem Buch stehen gelassen.
Wichtigster Gegenstand ist eine Tasche, die ein junger Mann in der S 6 findet. Er durchsucht
die Tasche und hofft auf Hinweise über den Besitzer/die Besitzerin der Tasche, denn am
nächsten Tag will er sie im Fundbüro abgeben. Aus diesem einfachen Tatbestand entwickelt
sich ein Beziehungsgeflecht zu mehreren Personen.
Frau Klein-Esselborn ist Übersetzerin und erteilt Sprachtraining.
Frau Meranius (geb. 1983 in Frankfurt) beteiligt sich schon zum 4. Mal im
Literatur-Treff. Nach dem Studium der Betriebswirtschaftslehre arbeitet sie
als selbständige Maklerin und Schriftstellerin. Einen Teil ihres Bucherlöses
spendet sie an das Frankfurter Frauenhaus Lilith. Ihr neuestes Buch ist ein
Frankfurter Krimi Verurteilt . Der Protagonist ist der Kaufhausdetektiv
Konrad Kümmer, der in den Fall eines Frauenmörders verwickelt wird. Die
Vorgehensweise des Mörders ähnelt sich in allen Fällen. Er lockt schöne
Frauen von der Straße in sein Auto, fährt mit ihnen in den Wald betäubt
sie, rasiert ihnen die Haare ab und bindet eine Plastiktüte über den Kopf.
Die Auflösung des Falles wurde natürlich nicht verraten.
Neu in unserer Runde ist auch Frau Stehlik alias Elocin Kilhets (geb. 1970 Weilmünster Ts.)
Sie schreibt seit ihrem 13. Lebensjahr Tagebuch, um ihre seelischen Nöte zu verarbeiten.
In ihrem Buch Eine Lebensreise hat sie ihre Biografie niedergeschrieben. Sie liest eine
Passage, in der es um die Abschlussfeier nach der 9. Klasse geht. Das fröhliche Feiern
mit ihren Freunden wird Punkt Mitternacht beendet, weil sie der Onkel abholt. Auf der
Heimfahrt sagt er ihr im Auto schonungslos, dass ihre Mutter Krebs hat. Im Verlauf der
Krankheit wird die Tochter mit dem Leiden der Mutter konfrontiert.
Nach der Pause kommen die Autoren zu Wort. Herr Axt , geb. 1941 in Frankfurt,
lebt seit 1967 in Karben und ist aktives Mitglied im Literatur-Treff. Er war im
Bereich Export tätig, wobei ihm seine Sprachkenntnisse mit Schwerpunkt Englisch
und Spanisch zugute kamen. Eine gesundheitliche Krise gab 1999 den Impuls, Gedichte
und Geschichten zu schreiben. Gedanken, Einfälle und Begebenheiten fasst er in
poetische Form. Sein Buch Poetisches Tagebuch enthält 325 Einzeltitel. Heute
liest er aus seinem Werk Unterwegs- Verse und Prosa . Von der Insel Föhr schildert er
die Schönheit der Natur, in Krakau wollte er einen jüdischen Fiedler als Holzfigur
kaufen, in Prag weckte ihn nachts ein seltsames Geräusch - Golem oder Eisenkäfer? -
in Südafrika faszinierte ihn die schwarze Haut seines Begleiters Alfred.
In einem Urlaub im Wallis besuchte er die Gräber seiner Lieblingsdichter Rilke,
Wiechert und Robert Walser. Ein Gedicht über Sempione endet mit einem Wortspiel bei
Simplon. Von seiner Unterkunft am Chiemsee beobachtete er Eine Pfeifenlänge das
Lichtspiel in der Dämmerung. Arena di Verona schildert den Kontrast zwischen dem
Leben auf einem ruhigen Bauernhof und der urbanen Betriebsamkeit in der Arena.
Herr Landmesser, geb. 1934 in Pommern, lebte seit 1936 in Frankfurt und ist
seit 2002 in Okarben wohnhaft. Er war von Beruf Versicherungskaufmann und hat
1992 sein erstes Buch veröffentlicht. Inzwischen sind es 12 Bücher, 3 davon
gibt es auch als E-Book. Herr Landmesser ist auch ein Aktivist im Literatur-Treff.
Aus seinem neuesten Buch Christmond (Dezember) liest er drei Geschichten. In der
ersten Geschichte erinnert sich der alte Benno an eine Schneeballschlacht auf dem
Schulhof. Ein Schneeball traf den Lehrer auf die Stirn. Dafür wurde der Junge
hart bestraft. Seine alte Wut reagiert er ab, indem er einen Schneeball auf den
Bürgermeister wirft, sich aber nicht als Täter zu erkennen gibt. Hochzeit im
Winter schildert eine Panne bei der Hochzeit. Das große Eisentor am Grundstück
eines reichen Fabrikbesitzers öffnet sich ausgerechnet nicht am Hochzeitstag
seiner Tochter. Die Trauung findet am Eisentor statt, sie steht dahinter, er davor.
Noch einmal den Winter erleben ist die anrührende Geschichte eines Jungen, der
an Multiple Sklerose erkrankt ist. Er möchte so gerne Schlitten fahren, aber
seine Kräfte reichen dafür nicht mehr aus. Seine Therapeutin Pauline
organisiert einen Pferdeschlitten und ermöglicht die Fahrt durch die weiße Pracht.
Herr Dr. Schlichte-Bierbaum alias der Pöt von Rendel (geb. 1947 in Lübeck)
war nach dem Studium der Musikwissenschaften Leiter der Zentralredaktion des
internationalen Quellenlexikons der Musik und Gutachter portugiesischer
Musikbibliotheken. 1990 zog er sich aus dem aktiven Berufsleben zurück, um
sich seiner Familie zu widmen. Seinen ersten Lyrikband publizierte er 2010.
Seine Gedichte sind beißend sozial- und gesellschaftskritisch und machen sehr
nachdenklich. So hören wir aktuelle Themen verpackt in Lyrik, z.B. über Fukushima
und die zerstörte Natur, Gefahr von Radioaktivität im Salzstock, Kritik an der
katholischen Kirche bezüglich Scheinheiligkeit und Ehrlichkeit, die Abhöraffäre der NSA uvm .
Herr Mayer weist auf die geplante Ausstellung ab September 2014 im Bad Vilbeler
Kurhaus zum Thema "Legalisierter Raub" hin. Es geht um jüdische Familien, deren
Besitz verkauft oder verteilt wurde, nachdem man sie ins KZ gebracht hatte. Wer
Informationen über diese Familien aus dem Karbener Raum hat, möge sich an ihn
wenden. Mit einem Abend über jüdische Literatur könnte sich der Literatur-Treff
an dieser Veranstaltungsreihe beteiligen.
Herr Sülberg, Verleger im Karbener Morlant-Verlag, stellt uns die breite Palette
der Bücher vor, die dort gedruckt werden. Für Autoren/Autorinnen der Region ist
der Verlag eine sichere Anlaufstelle, gedruckt werden auch Bücher zur Karbener
Geschichte, Belletristik, Lyrik und Romane.
Mit einem herzlichen Dankeschön an alle Aktiven für den unterhaltsamen und
bereichernden Abend verabschiedet Herr Thomas die Gäste.
Renate Gasser