Karbener LiteraturTreff e.V.



Bericht vom Sommerfest am 10. August
Jazz und Literatur



Ort: KUHtelier, Groß Karben, im Schlosshof von Leonhardi
Zeit: 19.00 - 23:05 Uhr
Anwesende: ca.100 Personen und Pressevertreter

Zum 3. Mal fand das jährliche Sommerfest des LiteraturTreffs statt und wieder konnte Dieter Körber zahlreiche Gäste begrüßen, die im KUHtelier alle Stühle besetzten. Die beliebte, virtuose Band "Jazz4friends" hat mit ihren vielen schwungvollen musikalischen Beiträgen die Stimmung angeheizt. Mit den Songs Cheek to cheek und Exactly like you waren die Gäste eingestimmt auf ein literarisches Programm aus heiteren, humorvollen und besinnlichen Texten.










Das Gedicht "Sommer" von Ilse Kleeberger beschreibt den Sommer mit allen Sinnen, der Text von Fritz Böhner "Urlaub 2018" zeigt dagegen die Probleme und Bedenken bei den Urlaubsvorbereitungen. So ist es vielleicht besser, im "Frühaufsteherstau" zu stehen, als in einem Hotel anzukommen, das noch im Bau ist.
Das Rilke-Gedicht "Der Panther", vorgetragen von Dieter Körber, stimmte uns nachdenklich. Der Panther, seiner Freiheit beraubt, schleicht mit trübem Blick hinter Gitterstäben entlang und sehnt sich danach, seinem Käfig zu entkommen. In den beiden folgenden Texten ging es um die enttäuschte Liebe. "Gespräch an der Haustür" von Erich Kästner, vorgetragen von Fritz Böhner, ist der Abschied eines Liebhabers, der sich fürsorglich von seiner Liebsten verabschiedet, um zu seiner Frau und seinem Kind zurückzugehen.

Recht eifersüchtig reagiert die Geliebte in den Versen von Mascha Kaleko "Konsequenz des Herzens", Renate Gasser las die Zeilen. Sollte sie jemals der Geliebten begegnen, so werde sie ihr die Augen auskratzen.


Mit einer ironischen Abhandlung über "Das Kussgesuch" von Hermann Burger erfreute uns Barbara Metz. Frau Dr. Franconi hat ein Kussgesuch an den Autor geschrieben. Er antwortet ironisch, sein Kusswerkzeug gleite ab auf die Schlüsselbeinpartie und drohe, sich in den Lippen zu verbeißen. Die Wahl der Kleidung, wie Büstenhalter oder Strumpfhosen, überlasse er der Dame.



"Die Schutzimpfung" von Frank Wedekind (1864 - 1918) hörten wir von Almut Rose. Die Ehefrau hat mit dem Freund des Mannes ein Verhältnis. Gerade liegt sie nackt bei ihm im Bett, als der Ehemann seinen Freund zu einem Ausflug abholen will. Mit allerlei Ausreden schickt er den nichts ahnenden Ehemann weg. Verwunderlich ist doch, dass die geistige Verwirrung manchmal so groß ist, dass Tatsachen nicht wahrgenommen werden.



In der ersten Pause gab es im Hof des KUHtelier ein reichhaltiges Buffet mit köstlichen Salaten, die Mitglieder des LiteraturTreffs zubereitet haben , dazu wurden Würstchen und Frikadellen gereicht. Die Organisatoren dieses Sommerfestes waren Dieter Körber und Fritz Böhner, ihnen sagen wir "Herzlichen Dank" für ihre Mühe.



Nach der Pause hören wir zwei szenische Lesungen von einem hessischen Urgestein. Der Darmstädter Ernst Elias Niebergall (1815 - 1843) hat den "Datterich" geschrieben. Das Stück ist die Geschichte eines genialen Schnorrers, eines entlassenen Finanzbeamten, der vorlaut und schlitzohrig immer auf seinen Vorteil bedacht ist. Die 1. Szene spielt in einem Wirtshaus. Datterich trifft auf Schmidt, einen Drehergesellen, beide werden von der Bedienung Lisette pausenlos mit Rotwein versorgt. Schmidt möchte von Datterich eine kräftige Unterstützung für seine Meisterprüfung, während Datterich sich erkundigt, ob er eine Frau habe, wenn nicht, wird er sicher eine Freundin haben, die er bald heiraten wird. Er lädt sich schon mal zur Hochzeit ein. Die 2. Szene spielt auch im Wirtshaus, anwesend sind die Familie Dummbach und zwei Freunde. Herr Dummbach meint, die Franzosen seien bald wieder im Land, da muss man wieder französische Suppe kochen, sagt seine Frau. Die beiden Freunde warten auf Datterich, um mit ihm zu spielen. Bennelbächer hat gar keine Lust auf ein Spiel, der Datterich zieht ihm nur das Geld aus der Tasche, um es dann zu vertrinken.



Von dem sächsischen Schriftsteller Gerhard Zwerenz (1925 - 2015) tragen Ingrid und Robert Axt "Ein Interview mit sich selbst" vor. Zwerenz war immer politisch engagiert für die Linken. Er hat bei Ernst Bloch Philosophie studiert. Sein Gesamtwerk umfasst etwa 100 Bücher und zahlreiche Schriften über Frieden und Abrüstung. Zu seinem Lehrer Bloch äußert er sich, man lerne immer das andere, als das, was der Lehrer vermittelt.






Es folgen fröhliche Gedichte von Joachim Ringelnatz, vorgelesen von Heidi Walther. Die Feder kitzelt ein Nilpferd, Heimatlos ist ein Meerschweinchen und Ein Bumerang fliegt immer weiter.







"Jazz4friends" stimmte uns ein mit dem Song Smile auf die folgende "Schmunzelgeschichte" von Walter Enslin. Ein Manager trifft einen Schäfer mit seiner Herde. Er behauptet, die Anzahl der Schafe genau zu bestimmen. Dies gelingt auch nach umständlichen Berechnungen. Er darf sich dafür ein Schaf aussuchen. Leider hat er den Hund gewählt, den sich der Schäfer mit einer List wieder zurückholt.






Ebenso humoristisch sind die Gedichte von Eugen Roth (1895 - 1976) aus seinem Büchlein "Ein Mensch…". Claudia Weishäupl versichert, dass sein einziger Lichtblick seine Geburt war, Waidmannsheil bezieht sich nicht nur auf vierbeinige Hasen, sondern auch auf Skihasen, Hoffnungslos ist ein Dia-Abend bei Freunden, da stundenlang Familienbilder gezeigt werden. Menschliche Schwächen konnte der deutsche Lyriker wunderbar in humoristische Verse fassen.






Sehr unterhaltsam klären uns Ingrid Axt und Fritz Böhner mit einem Sketch von Loriot über Kleiderfragen auf. "Ein Ehepaar klärt Modefragen" wirft das Problem auf, welches Kleid die Frau anziehen soll, das Blaue oder das Grüne. Dem Ehemann gefallen alle Kleider und so bekommt die Frau keine Antwort auf ihre Frage.




Zum Schluss klärt uns Dieter Körber über die wichtige Aufgabe der Beleuchter beim Theater auf. Der Text von Kurt Tucholsky "Die Beleuchter" macht klar, dass rotes oder blaues Licht bei einer bestimmten Passage wichtig ist, sonst beschweren sich die Schauspieler.




Die Gäste spendeten begeistert Applaus und riefen nach Zugaben der Band Jazz4friends. Schwungvoll spielten sie noch viele Songs, unter anderem auch Summertime mit einem hinreißenden Trompetensolo von Oliver Zimmer und der bezaubernden Stimme von Nicola Piesch, begleitet wurden sie von Dieter Wierz am Piano und Michael Bolowich am E-Bass.




Mit einem Dank an alle Mitwirkenden und Helfer ging dieses großartige Sommerfest zu Ende.












Unsere nächste Veranstaltung findet statt am 27. September um 19:00 Uhr
mit eigenen Schriftstellern und Gästen - Karbener LiteraturTreff trifft Poetry Slam.



Renate Gasser