Karbener LiteraturTreff e.V.



Sommerfest am 1. September 2017
Jazz und Literatur


Ort: KUHtelier, Groß Karben, im Schlosshof von Leonhardi
Zeit: 19.00 - 22:45 Uhr
Anwesende: 80 Personen und Pressevertreter

Bis auf den letzten Platz war das KUHtelier besetzt, als Hans-Martin Thomas die zahlreichen Gäste begrüßte. Peter Mayer wies noch auf das "Chorsingen für den Frieden" hin, das am 23.9.2017 um 15:00 Uhr am Karbener City Center stattfindet. Alle Karbener Bürger sind eingeladen zum Mitsingen.
Fritz Böhner und Dieter Körber haben das Fest perfekt vorbereitet, ein herzliches Dankeschön dafür.
Dieter Körber übernimmt die Moderation und wir beginnen mit Musik.





Ein schwungvoller Titel "Swing that music", gespielt von der Gruppe "Jazz4Friends". Mit ihrer mitreißenden Musik und der berührenden Stimme der Sängerin Nicola Piesch begeistert die Gruppe das Publikum und bringt alle zum Swingen und Klatschen. Wir hören unter anderem "Sweet Georgia Brown, Non, je ne regrette rien, Bei mir bist du schön uvm".

Das literarische Programm umfasst einen bunten Reigen von Geschichten, Gedichten und Sketchen. So beginnen wir mit dem Gedicht "Sozusagen grundlos vergnügt" von Mascha Kaléko, vorgetragen von Heidi Walter. Es ist eine Ode an die schöne Natur im Sommer, die die Dichterin in eine frohe und gelöste Stimmung versetzt.




Aus der klassischen Literatur hören wir von Ingrid und Robert Axt "Tom, der Reimer", ein Märchen von Theodor Fontane. Fontane war fünf Jahre Korrespondent in London und während dieser Zeit hat er ein schottisches Märchen zu einer Ballade umgeschrieben. Tom, der Reimer ist der Elfenkönigin verfallen. Nach einem Kuss ist sie sieben Jahre mit ihm verbunden bis eine böse Fee ihren Liebreiz zerstört. "


Die Anekdote aus dem letzten preußischen Kriege", aufgeschrieben von Heinrich von Kleist, vorgetragen von Dieter Körber, erzählt von einem tapferen preußischen Soldaten, der in der Schlacht bei Jena mit Branntwein und einer Pfeife Tabak die Franzosen in die Flucht geschlagen hat.

Aus dem "Buch der Lieder" von Heinrich Heine trägt Almut Rose das Gedicht "Donna Clara" vor. Donna Clara wandelt im Mondschein im Garten und verliebt sich in einen schönen, unbekannten Ritter. Sie gesteht ihm ihre Liebe, versichert aber auch, dass sie die Juden verachtet. Beim Abschied bittet sie um seinen Namen - er ist der Sohn des Schrift gelehrten Rabbi Israel von Saragossa.

Peter Bichsel, ein Schweizer Schriftsteller, hat vor Jahren in der Karbener Bücherstube das Gedicht "Die Erde ist rund" vorgelesen und Rosi Kärcher hat es so beeindruckt, dass wir es heute von ihr hören. Ein Mann möchte beweisen, dass die Erde rund ist. Dazu muss er nur von seinem Tisch aufstehen und immer geradeaus gehen. Das Nachbarhaus, das sich ihm in den Weg stellt, will er mit vielen Gerätschaften überwinden. Schließlich macht sich der 80jährige auf den Weg, allerdings wird von seiner Rückkehr nie berichtet.

Gegen den lyrischen Ernst schreibt der Lyriker Robert Gernhardt mit ironischen und bissigen Tönen. Robert Axt liest einige Gedichte vor. In "Zwiegespräch eines Baumes" beklagt der Baum, dass er die Menschen oft beschattet hat, aber dann mit der Säge umgelegt wird."Mensch und Sohn" hat der Mann einen Hund, wünscht sich nun einen Sohn, der den Hund ausführt. " Marlenes Sommer" berichtet von ihrem Urlaub am Meer. Ihre Haut wird braun von der Sonne, aber nicht ihr Bauch.

In der anschließenden Pause erfreuen sich die Gäste an dem reichhaltigen und leckeren Büffet. Dort gibt es kostenlos heiße Würstchen, Brötchen und verschiedene Salate, die von den Mitgliedern zubereitet wurde. Vielen herzlichen Dank an alle Helfer/innen.



Nach der Pause lesen Renate Gasser und Hans-Martin Thomas eine Geschichte von Wolfgang Hildesheimer "Der hellgraue Frühjahrsmantel". Vetter Eduard ist eines Abends von einem Gang zum Briefkasten nicht zurückgekehrt. Nach Jahren meldet er sich aus Australien und bittet, dass man ihm seinen Frühjahrsmantel schickt.

Hans Kärcher präsentiert Gedichte von Wolf Biermann. "Die Ballade vom preußischen Ikarus" schildert die Situation des geteilten Berlins mit Stacheldraht an der Grenze . Einen Rückblick auf sein Leben erfahren wir in dem Gedicht "Am Anfang war der Kuss", mit dem alles begann.


Auf die aktuelle Lebenssitua-tion bezieht sich der Bericht "Der gläserne Mensch", vorgelesen von Fritz Böhner. Ein Mann will mit seinem Smartphone eine Pizza bestellen. Sofort wird er von dem Google-Überwachungsdienst gefragt, ob er den gleichen Belag wie letzte Woche haben möchte. Er überwacht sein Bankkonto, kennt seine Medikamente und weiß, dass sein Pass erneuert werden muss.


Auch Gedichte im nassauischen Dialekt erfreuen das Publikum. Hans-Martin Thomas trägt zwei Gedichte in dieser Mundart vor, das erste heißt "Der Wurm". Ein Hahn verschluckt einen Regenwurm, der aber unbeschadet den Körper des Hahns wieder verlässt, um ein zweites Mal gefressen zu werden. "Die Frösche" fallen in einen Süßrahmtopf. Der eine ertrinkt, der andere paddelt so lange, bis er Butter geschlagen hat und von diesem festen Klumpen aus dem Topf springen kann.


Mit einem Mysterium im Flugzeug macht uns Claudia Weishäupl bekannt. "Das Tomatensaftmysterium", geschrieben von dem Fernsehmoderator Thomas Hermann, bemerkt man bei jedem Flug. Merkwürdigerweise verlangen zwei Drittel der Passagiere Tomatensaft als Getränk, auch Menschen, die sonst nie zur Tomatensaftflasche greifen. Tomatensaft bedeutet also wohl Luxus.





Zum Ende des Abends freut sich das Publikum über die amüsanten Sketche. Zwei Sketche von Loriot, dargeboten von Ingrid Axt und Fritz Böhner, sorgen für Lacher. "Der Feierabend" des Ehemannes wird von seiner Frau gestört, die ihn dazu bringen will, doch endlich etwas zu tun. "Das Frühstücksei" des Mannes ist zu hart gekocht, dafür könnte er seine Frau umbringen.


Bei "Der Annonce" von Karl Valentin, gekonnt gespielt von Barbara Metz und Dieter Körber, sucht ein Kunde verzweifelt eine Annonce , die vor einigen Tagen in der Zeitung stand. Leider war die Anzeige im Landboten, der Kunde hat aber beim Stadt-anzeiger nachgefragt. Sehr über-zeugend gestaltet Dieter Körber eine Szene "Im Hutladen", ein Sketch von Karl Valentin. Ein Kunde möchte einen Hut kaufen. Nachdem der Verkäufer ihm alle möglichen Formen und Materialien angeboten hat, kauft er doch keinen, denn es sei modern, ohne Hut zu gehen.

Das begeisterte Publikum spendete viel Applaus und ging nach einer Zugabe von der Gruppe "Jazz4Friends" beschwingt nach Hause. Hans-Martin Thomas dankte allen Mitwirkenden und Helfern, ganz besonderer Dank galt den Organisatoren Dieter Körber und Fritz Böhner.



Unser nächster Abend findet statt am Donnerstag, 28. September um 19:00 Uhr. Dann geht es um Poetry Slam, Wetterau.

Renate Gasser