Karbener LiteraturTreff e.V.
Bericht vom 27. August 2014
Thema: Einheimische Autorinnen
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.35 - 21.50 Uhr
Anwesende: ca. 60 Personen und Pressevertreter
Nach der Begrüßung durch Herrn Thomas übernimmt Herr Axt, der den Abend
organisiert hat, die Moderation. Es erwartet uns ein bunter Reigen
schriftstellerischer Arbeit.
Der Abend beginnt mit Fatima Cavalcanti. Sie ist in Recife (Brasilien) geboren,
studierte dort Medizin und kam 2006 nach Deutschland . Sie liest aus dem Buch
übergestern ihre Geschichte vor und schildert ihre Kindheit in Brasilien.
Weit ab von Recife wuchs sie mit sieben Geschwistern auf. Eine Schulbildung war
nicht möglich, deshalb zog die Familie um nach Recife, wo unter großen
Entbehrungen und mit viel Ausdauer und Fleiß ein Schulbesuch möglich war.
Aus Kolumbien kommt Maria Angelica Wierz-Gutiérrez. Sie lebt seit sieben Jahren
in Deutschland und auch sie hat in dem Buch übergestern einen Beitrag geschrieben.
Ihre Geschichte Ein Land wie ein Zirkus schildert die schlimme Gewalt-
situation von 1984 in Kolumbien, als niemand wusste, ob er abends lebend nach
Hause kommt, wenn er morgens das Haus verlässt. Die zweite Geschichte Ein Taxi
bitte erzählt von der Gefährlickeit einer nächtlichen Taxifahrt. Eine ihrer
Fahrten endete mit dem freundschaftlichen Austausch von Videos und CDs, obwohl
die Familie schon sorgenvoll auf sie gewartet hat.
Nach einer musikalischen Einlage von R. und W. Enslin, sie spielen ein Lied von
A. Yupanka Der steinige Weg, werden wir in die Welt der Ärzte eingeführt.
Andrea Dziemba wurde in Bad Nauheim geboren und arbeitet als freie Werbetexterin.
In ihrem Buch Was macht ihr Arzt eigentlich beruflich schreibt sie über Missstände
im medizinischen Bereich und Kunstfehler der Ärzte. Ihr Text Vom Leben und Sterben
eines Kassenpatienten zeigt auf satirisch-ironische Weise die Schwierigkeiten,
unter denen ein Kassenpatient einen Arzttermin bekommen möchte. Auch der
Arztstand wird kritisch unter die 3Lupe genommen . Der Satz "Lassen sie mich
durch, ich bin Arzt" verschafft immer freien Zugang.
Nicola Piesch, Lehrerin an der Kurt-Schumacher-Schule, hat Musik und Dartsellende
Kunst studiert. Ihre vielfältigen künstlerischen Begabungen ermöglichten es ihr,
das Jugendbuch Graf Müllratte, zu schreiben. Konfrontiert mit einer sehr schwierigen
Klassensituation, verpackte sie die Probleme der Jugendlichen in Geschichten.
Ihr Text In der Aula erzählt von Mirco, der während der Pause vor der Aula
Geigenklängen lauscht. Sie erinnern ihn an seinen Vater, einem virtuosen Geigenspieler,
der bei einem Autounfall ums Leben kam.
Nach der Lesung singt Frau Piesch das Knef-Lied Ich brauch Tapetenwechsel und
begleitet sich selbst auf der Ukulele.
Nach der Pause liest Laura Prendota, die schon dreimal den Jugendliteraturpreis
der OVAG gewonnen hat. Ihre Geschichte im Jargon der Jugendsprache Noch nicht
fertig mit ihm handelt von vier Jugendlichen, die einen Freund durch eine Krankheit
verloren haben und mit dieser Situation nicht umgehen können. Sie überspielen ihre
Gefühle mit Coolness und keiner traut sich, sein wahres Ich zu zeigen.
Annette Wibowo lebt mit ihrer Familie in Bad Vilbel. Sie schreibt Kinderbücher
und hat jetzt ihren ersten Lyrikband für Erwachsene veröffentlicht. In ihrem Band
Seelenherz rühren Gedichte an Stimmungen und Emotionen, die zur Selbsterkenntnis
und zu mehr Mitmenschlichkeit hinführen. Wir hören von ihr einige Gedichte: Vom
Dunkel ins Licht - Ichbezogenheit verdunkelt die Welt, weil andere nicht
wahrgenommen werden. Vollkommen - Perfektion grenzt das Leben ein. Wahrheit -
jeder hat seine eigene Wahrheit und seine eigene Sichtweise. Der Lebensbaum - der
Stamm ist das wahre Licht, die Blätter sind den Jahreszeiten unterworfen.
Meeting you - moderne Technik hilft Kontakte zu knüpfen, aber seelenlos.
Auf einem Klangauge spielt uns Frau Wibowo meditative Klänge vor, dabei lässt
sich gut über die vorgetragenen Gedichte nachdenken.
Rosie und Walter Enslin tragen in einem Dialog die Geschichte Lavendelduft vor,
die Frau Enslin geschrieben hat. Wie jede Woche besucht ein älteres Paar das
Thermalbad und geht anschließend zum Italiener essen. Wehmütig tauchen Erinnerungen
an eine Reise in die Provence auf und es entsteht der Wunsch, wieder einmal etwas
Neues zu erleben. Susan will die Routine im Alltag ändern und schlägt verschiedene
neue Aktivitäten vor, auf die sich ihr Mann auch einlässt.
Zum Abschluss tragen Rosie und Walter Enslin ein Lied auf Spanisch vor Un viejo amor
(alte Liebe rostet nicht).
Herr Thomas dankt allen Beteiligten für diesen abwechslungsreichen und interessanten Abend.
Zur Erinnerung - unser nächster Lit-Treff findet statt am
24. September 2014 im KUHtelier
Verfolgte Dichter, verbrannte Bücher in der NS-Diktatur
Beginn 19:30 Uhr
Renate Gasser