Karbener LiteraturTreff e.V.
Thema: Balladen
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.30 - 21.25 Uhr
Anwesende: ca. 30 Personen
Herr Thomas begrüßt die Gäste im gemütlichen KUHtelier zu dem Balladenabend, der
von Frau Weishäupl organisiert wurde. Ein bunter Reigen vom Dramatischen bis zum
Heiteren erwartet uns heute Abend. Zunächst gibt uns Frau Walter einen Überblick.
Die Balladen entstanden im Mittelalter und waren mehrstrophige Lieder, die zum
Tanz gesungen wurden. Das Bänkellied stammt aus dem 15. Jh. und wurde zur Drehorgel
dargeboten. Die Ballade ist ein erzählendes Gedicht mit mehreren Strophen, deren
Verse sich reimen. Es sind oft dramatische Begebenheiten die in Strophen gefasst
werden. Die Kunstballade aus dem 18. Jh. entwickelt eine fiktive Geschichte.
Erst im 20. Jh. entstehen politische Balladen.
Herr Walter Enslin singt für uns die Ballade als Volkslied von dem Schützen
"Jennerwein", der als Wilderer in den bayrischen Wäldern lebte.
Er liebte die gleiche Frau wie der Jäger . So kam es, dass er von dem
Nebenbuhler bei einer Jagd erschossen wurde.
Von Adalbert von Chamisso hören wir "Die Sonne bringt es an den Tag",
vorgetragen von Frau Weishäupl. Während seiner Wanderjahre hat Meister
Nikolaus als junger Bursche einen alten Mann umgebracht. Da der Meister
nun alt ist, glaubt er, dass seine Tat nicht bekannt wird, aber sein schlechtes Gewissen verrät ihn.
Auch in der nächsten Ballade "Die Frauen von Nidden" von Agnes Miegel geht es
um den Tod. Herr Thomas trägt uns die traurige Geschichte vor. Nidden liegt an
der Kurischen Nehrung, eine Wanderdüne bedroht den Ort ein Leben lang. Zudem wütet
die Pest auf der anderen Seite und die Menschen hoffen, dass sie davon verschont
werden. Leider kommt die Pest mit den Elchen über das Haff. Übrig bleiben sieben
Frauen, die von der Wanderdüne überrollt werden.
Von Herrn Böhner hören wir "Belsazar" von Heinrich Heine. Der König von Babylon
verhöhnt Jehova bei einem Trinkgelage. Darauf erscheint mit Flammenschrift an der
Wand sein Name. Seine Knechte bringen ihn noch in der Nacht um.
Herr Körber bietet uns die Ballade "Die Bürgschaft" von Friedrich Schiller dar.
Es ist eine Ode an die Freundschaft. Damon wollte den Tyrannen Dionys mit einem
Dolch ermorden, wurde aber gefasst und vom Herrscher zum Tode verurteilt. Er bittet
um drei Tage Aufschub und bietet ihm den Freund als Bürgen. Dramatische Ereignisse
verhindern, dass er rechtzeitig wieder zurück ist. Er schafft es in letzter Sekunde
und rettet den Freund vom Galgen. Gerührt von so viel Treue und Freundschaft erlässt
der Tyrann die Todesstrafe und bittet , in den Freundschaftsbund aufgenommen zu werden.
Ein neues Mitglied in unserem Treff ist Herr Sprenger aus Bonames, der eine selbst
verfasste Ballade zu aktuellen Ereignissen vorträgt. Zwei Jungen finden am Meer
eine Flaschenpost. In der Flasche finden sie ein Liebesgedicht. Sie suchen den
Ort des Absenders, finden aber nur einen Grabstein mit der Aufschrift, dass die
Liebenden beim Tsunami umgekommen sind.
Nach der Pause singt uns das Ehepaar Enslin "The rising of the moon".
Es ist ein irischer Song, der auf den Ereignissen der Rebellion von 1798
basiert. Das Lied war als Aufmunterung für die Rebellen im Kampf gegen die
englischen Besetzer gedacht.
"Der Handschuh" von Friedrich v. Schiller wird von Herrn Böhner und Frau Mayer
szenisch dargestellt. Die Geschichte ereignete sich am Hofe von König Franz, der
Löwen und Tiger in die Kampfarena schickte. Unter den Zuschauern befand sich
ein Liebespaar. Als Beweis seiner Liebe und seines Mutes sollte der Liebhaber
einen Handschuh den Klauen des Löwen entreißen.
"Der Zauberlehrling" von J. W. von Goethe ist in der Weimarer Zeit 1797, dem
sogenannten Balladenjahr, entstanden. Frau Weishäupl trägt die Ballade vor und
bittet die Gäste, den Refrain mitzusprechen. Der machtgierige Lehrling will
selbst Meister sein und verzaubert einen Besen als Wasserträger. Leider hat er
vergessen, wie er den eifrigen Gesellen zum Aufhören bringt, das kann nur der alte Meister.
Auch von Goethe ist die Ode von "Prometheus", die wir von Frau Gasser hören. Das
Gedicht stammt aus der Sturm und Drang Periode und widersetzt sich formal und
inhaltlich den Regeln der Ballade. In freien Rhythmen berichtet Goethe von dem
selbstherrlichen Halbgott Prometheus, der sich in rebellischer Weise gegen Zeus
wendet und nur von seiner eigenen Kraft und seinem Mut überzeugt ist.
"Die Kraniche des Ibykus" von Friedrich Schiller hören wir von Herrn Hoppe
auswendig vorgetragen. Ibykus macht sich auf zum Sangeswettkampf nach Korinth.
Unterwegs wird er von zwei Mördern erstochen, gleichzeitig rauscht eine Schar
Kraniche über das Geschehen hinweg. Diese Kraniche entlarven bei dem Wettkampf die Mörder.
Zu guter Letzt erfreut uns Herr Böhner mit dem Küchenlied "Sabinchen war ein Frauenzimmer".
Als Bänkelsänger verkleidet singt er - begleitet von W. Enslin auf der Gitarre - die
Geschichte von dem armen Sabinchen und hat sie mit Zeichnungen eindeutig illustriert.
Ein Schumacher hat Sabinchen umworben. Leider hat er ihre Herrschaft beraubt und
das brave Mädchen umgebracht. Dafür wurde er hinter Schloss und Riegel eingesperrt.
Für den abwechslungsreichen Abend bedankt sich
Herr Thomas bei allen Aktiven und bei der Organisatorin Frau Weishäupl.
Renate Gasser