Karbener LiteraturTreff e.V.
Bericht vom Literaturabend, am 25. 7. 2019:
"Gemeinschaftsveranstaltung mit dem Poetry Slam Wetterau"
Ort: KUHtelier, Groß Karben, im Schlosshof von Leonhardi
Zeit: 19:30 - 22: 30 Uhr
Anwesende: ca. 45 Personen und Pressevertreter
Nach der Begrüßung der Besucher durch den ersten Vorsitzenden Dieter Körber
übernahm Dominik Rinkart gekonnt die Moderation. Der Abend beginne mit ernsten
Texten und wende sich dann nach der Pause der leichten Muse zu.
Als Erstes stellte er den Singer-Songwriter, Jonas Noack, vor der den Abend
mit seinen ruhigen Balladen bravourös begleitete.
Karin Schrey öffnete zu Beginn mit "Roter Stern" die Kiste ihrer
Kindheitserinnerungen und blickt zurück auf die Zeit am Ende des 2. Weltkrieges.
Sehr bewegend erzählte sie von einem Spätheimkehrer der im Schneetreiben vor
ihrem Elternhaus saß und alle Hoffnung verloren hatte und wie ihr Großonkel,
der zu den "Piraten des Kaisers" gehörte, ihn wieder aufrichtete und wie daraufhin
der Soldat dem Kind den roten Stern schenkte.
Routiniert wechselte Dominik Rinkart von der Moderation in seinen Text
"Von Kindern und Ameisen". Seine Alltagsfragen blieben im Raume stehen:
Welcher Job passt zu mir? ....
Warum ausgerechnet mich dieses Leben liebt?
Jeder Wunsch geht in Erfüllung, aber nicht meiner …
Von München über Berlin in die Wetterau: Juston Buße "lebte
jahrelang im ICE" und
erinnerte an den verstorbenen "Aktienpapst" Kostolany in ganz eigener Weise:
"Schlafen Sie 10 Jahre, dann sind sie genauso arm wie jetzt …"
"Heute werden Ideen gekauft im Paradies der Markendesigner …"
Von einem ganz anderen Abenteuer berichtete Hans Kärcher. Er war nicht alleine
auf dem "Planeten der Gehstützler", wohin ihn die neue Hüfte verschlagen hatte.
Gewürzt mit vielen Wortspielen berichtete er von seinen Erlebnissen in der Klinik
"Baumstark", und sinnierte wie sich wohl seine Leidensgenossen vor 50 Jahren gefühlt
hätten, als die Gelenkersatzchirurgie noch nicht so weit war.
Für eine Spende an den Verein signierte und verschenkte er in der Pause sein Büchlein.
Seinen nächsten Song, "When I Draw On Your Face" kündigt Jonas Noack als "Gassenhauer"
an und wirklich hörte man das Lagerfeuer knistern und wollte mitsummen.
Dominik Rinkart meinte flapsig, er kenne die meisten Mitwirkenden so gut, dass
er "sich fühle, als moderiere er zu Hause im eigenen Wohnzimmer" und tatsächlich
ist Lea Weber ein junges Urgestein der Wetterauer Poetry Slam Szene und inzwischen seine Frau.
Ihren Text habe sie zum Abiball geschrieben, inzwischen habe sie ihr Studium
fast abgeschlossen und er sei immer noch ebenso aktuell.
"Ich kann nicht alle Bücher lesen … ich bin ein Streber: so naiv und glücklich …
Ich werde den schönsten aller Wege nehmen, ein paar dieser Bücher lesen und nur
danach streben, was mich glücklich macht."
Rosie Cordsen Enslin ließ in farbigen Bildern das Chile der Nazizeit vor unseren
Augen lebendig werden. Die Parfümerie ihrer Eltern in Santiago und ihre "Nanny".
Die Kinder stibitzten eine Geschenkpackung Parfum als Geburtstagsgeschenk für ihre
Nanny, aber diese war so loyal zu ihrer Herrschaft, dass sie dem Vater die
Wahrheit sagte. Lange konnten die Kinder diesen "Verrat" nicht verzeihen.
Die Pause lockte trotz immer noch über 30 Grad viele Besucher nach draußen und
die heiße Luft nach drinnen.
Doch Jonas Noack gelang es mit seiner ruhigen Musik das Interesse zu fokussieren.
Juston Buße improvisierte gekonnt, da er einen Teil seines Manuskriptes vergessen
hatte und erzählte "Geschichten aus dem Leben".
"Sexistisch sei er ja schon als weißer heterosexueller Mann und er lese Erwachsenen
Gutenacht-Geschichten vor…..Die Künstlerarmut ließ ihn Dominiks Angebot einer
Traurede annehmen. Er war allerdings so mit einem Mädchen von der Dating App
beschäftigt, dass er ohne Rede - und ohne Mädchen auf der Hochzeit vor 100 Gästen erschien."
Robert Axt brillierte mit dem Saisonrückblick "Adlerrausch". Auch desinteressierte
Fußballgegner hörten gespannt zu und mussten lächeln.
"Ein Spitzenteam die Höhenflieger, auch in Augsburg wieder Sieger.
Dann jähes End' der Partywochen war in Wolfsburg angebrochen
denn die Büffel an der Leine hatten nur noch schwere Beine."
Und so ging es weiter. Köstliche Zusammenfassung der Eintracht-Spiele.
Passend zum Jubiläum der Mondlandung dachte Dominik Rinkart darüber nach, was
Voyager 1 wohl finden sollte? Und ließ 3 mögliche Weltenvariationen im Universum
vor unseren Ohren entstehen.
Annette Wibowo präsentierte eine ganz eigene Sicht auf die komplizierten Theorien
der großen Philosophen. Sie hat es wirklich gekonnt "Uff de Punkt gebracht".Z. B.
lautet der kategorische Imperativ, den Kant aufstellte auf Hessisch so:
"Mach als Hesse alles, was Du tun tust, so gut, dass auch ein Bayer es akzeptiert
und danach lebe kann".
Last but not least Lea Weber mit einem ganz neuen Text "Wandel".
"Hinter Häusern stehen Häuser und schon lange kein Wald…….
Man muss mit der Zeit verhandeln … nichts bleibt, wie es war.
Ein Heute ist ein Morgen …"
Der letzte Text von Jonas Noacks Song passte gut zum Ende eines kurzweiligen,
nachdenklichen und sehr facettenreichen Abend.
"Everybody is watching the end of the show - a good end is hard to find. "
Dieter Körber bittet zum Schluss noch einmal alle Mitwirkenden auf die Bühne und
dankt ihnen im Namen des Vereins, der einsetzende große Applaus ist wohlverdient.
Die gemeinsamen Literaturabende von Poetry Slammern und den Poeten des LiteraturTreff e. V.
sind bereits Tradition geworden und es hat sich eine gute Partnerschaft entwickelt,
die wir weiterhin pflegen wollen.
Am Freitag 23.08.2019 lädt der Literaturtreff zu seinem Sommerfest unter
dem Titel "Jazz und Literatur" ein.
Wie immer im KUHtelier, diesmal ausnahmsweise Freitag und auch abweichend von den
üblichen Veranstaltungen
um 19:00 Uhr. (Einlass um 18:30 Uhr)
Eintritt 15,00 Euro, Mitglieder 10,00 Euro. Karten an der Abendkasse und im Vorverkauf.
Kartenvorverkauf Karbener Buchhandlung Kling, Luisenthaler Str. 3-5, 61184
Almut Rose