Karbener LiteraturTreff e.V.



Bericht vom 25. Juni 2015


Thema: Rosen in der Literatur
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.05 - 21.25 Uhr
Anwesende: ca. 30 Personen und Pressevertreter

Nach der Begrüßung durch H.-M. Thomas übernahm R. Gasser die Moderation. Den musikalischen Auftakt gestalteten
von der Musikschule Bad Vilbel. Sie spielten für uns das Stück "Dreaming" auf Harfe und Gitarre. Eine kurze Einführung zum Thema gab
. Die Rose ist die Blume mit der größten Symbolhaftigkeit in der Liebe, aber auch im Christentum und beim Tod. Ursprünglich stammt die Rose aus China und schon vor 4000 Jahren kultivierten die Perser Rosen mit einem unwiderstehlichen Duft. Aus diesen Rosen wird noch heute Rosenöl gewonnen.
Ergänzende Informationen zur Begrifflichkeit Rose hörten wir von F. Böhner und C. Weishäupl. Der Sage nach wurde das Rosenöl zufällig gewonnen, als die Prinzessin Nur Jahan für ein Rendezvous einen Teich mit Rosenblättern bestreute. Unter der Glut der Sonne bildete sich am Abend Rosenöl unter den Blättern. Auch in der römischen Republik waren Rosen sehr begehrt und mussten aus Ägypten eingeführt werden.
Die Rose war auch Namensgeberin für "Die goldene Rose" und "Die Weiße Rose", Symbol für den Widerstand im 3. Reich. Rosen findet man im Christentum im Zusammenhang mit Maria und ebenso in der Gebetsschnur, dem Rosenkranz.
R. Kärcher erzählt uns vom Karbener Rosenhang. Dieses Gebiet so groß wie ein Fußballfeld wurde auf Privatinitiative mit 700 Rosenstöcken bepflanzt, überwiegend Buschrosen verschiedenster Art. Die Pflege haben freiwillige Helfer übernommen, sowie Frau Kärcher mit einer Gruppe behinderter Jugendlicher.
Die Rose kommt in jeder literarischen Gattung vor. W. Enslin trägt uns drei Gedichte vor jeweils von H. Heine, C. Brentano und M. Claudius. Natürlich spielen auch im Märchen Rosen eine besondere Rolle. Ein herzergreifendes Märchen hören wir von D. Körber - "Die Nachtigall und die Rose" geschrieben von O. Wilde (1854 - 1900). Wilde schrieb seine Märchen für seine zwei Söhne. Er war trotz seiner homosexuellen Neigung verheiratet. In dem Märchen verliebt sich ein Student in ein Mädchen, das mit ihm tanzen gehen würde, wenn er ihr eine rote Rose brächte. Aber er hat keine rote Rose und bricht in Tränen aus. Dies hört eine Nachtigall. Sie opfert ihr Leben , indem sie ihr Herz von einem Rosendorn durchbohren lässt, so dass mit ihrem Blut eine rote Rose erblüht. Höchst erfreut über dieses Wunder pflückt der Student die Rose und bringt sie dem Mädchen. Diese verachtet die Rose, denn sie hat von einem anderen jungen Mann Juwelen bekommen, die ja wohl mehr wert sind. Enttäuscht wirft der junge Mann die Rose in die Gosse, wo sie von einem Wagenrad überfahren wird.
R. Kärcher stellte uns verschiedene Variationen des Gedichts "Heideröslein" vor. Die erste Fassung stammt aus einer Liedersammlung von 1602, die 2. Version stand 1773 in einer Liedersammlung von Herder und die bekannteste Fassung ist von J.W.Goethe 1789. 1770/71 begegnen sich Herder und Goethe in Straßburg. Herder sammelt Volkslieder und überreicht Goethe das "Heideröslein". In dem Gedicht von Goethe steht das Brechen der Rose für den Verlust der Unschuld. Das Mädchen wehrt sich gegen die Werbung des jungen Mannes und kämpft gegen Leidenschaft und Verlangen. Die musikalische Fassung trägt uns W. Enslin vor.
Nach der Pause (es wurde Rosensekt serviert) hörten wir von J. und B. Zorbach zwei Musikstücke auf Harfe und Gitarre, davon ein Gitarrensolo "The Rose".
"Die zwei Seiten der Medaille" behandelt eine Geschichte von R. Cordsen-Enslin. Eine Vierzigjährige fürchtet sich vor den ersten Fältchen. Nach einem Spaziergang in einem Rosengarten lenkt die Freundin in der U-Bahn den Blick auf die Fahrgäste. Die gezeichneten Gesichter der Älteren verrieten mehr aus ihrem bewegten Leben als das glatte Antlitz der Jungen. Die Freundin bedankte sich für diese Sichtweise mit einem Strauß Pfingstrosen.
Aus dem Buch von A. Landmesser "Rosen an meinem Weg" las I. Axt zwei Geschichten. "Das Heckenröschen" hat immer Liebespaare beobachtet, die auf der Bank vor dem Busch saßen und sich geküsst haben. Nun will es auch von dem Erzähler geküsst werden. In "Rosen zum Frühstück" entschuldigen sich die drei Töchter, dass sie nicht zu Mutters Geburtstag kommen können. Das schlechte Gewissen bringt sie dazu, am Nachmittag jeweils eine Rose vorbeizubringen. Aber die Eltern sind nicht da, auch nicht am nächsten Sonntag. Sie sind verreist.
R. Axt macht uns vertraut mit dem innigen Verhältnis Rainer Maria Rilkes zur Rose. Die Lyrik gibt die Stimmung wieder, die die Rose erzeugt. In dem Gedicht "Das Roseninnere" stellt er die Frage: Wo ist innen und außen? 1924 schrieb Rilke das Gedicht "Wilder Rosenbusch", in dem er den desorientierten Menschen der 20er Jahre oder einen Pubertierenden beschreibt. Von einem Aufenthalt in Paris erzählt Rilke folgende Anekdote: Täglich ging der Dichter an einer Bettlerin vorbei. Er schenkte ihr nie Geld, aber einmal eine weiße Rose. Die Bettlerin küsste ihm die Hand und freute sich über die seelische Zuwendung. Rilke war ein europäischer Dichter. Er lebte die letzten fünf Jahre auf Schloss Muzot in der Schweiz , das ihm ein Mäzen überließ. 50 Rosen wollte er in seinem Garten anbauen. 1924 schrieb er den Zyklus "Les roses" mit 24 Gedichten. Einige las uns R. Axt vor. An Leukämie erkrankt, legte er schon ein Jahr vor seinem Tod den Grabspruch fest: "Rose, oh reiner Widerspruch, Lust niemandes Schlaf zu sein unter soviel Lidern."

Zum Schluss hören wir von R. und W. Enslin das spanische Lied "Rosa colorada".

H.-M. Thomas dankt allen , die den Abend mitgestaltet haben und weist auf unser nächstes Treffen hin
Poetry-Slam trifft Karbener Literaten
am F r e i t a g, 17. Juli 2015
um 19.00 Uhr im KUHtelier


Renate Gasser