Karbener LiteraturTreff e.V.
Thema: Liebesgrüße aus Russland
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.30 - 22.30 Uhr
Anwesende: ca. 30 Personen
Bei der Begrüßung weist Herr Thomas darauf hin, dass der Literatur-Treff dem Bündnis
"Aktion gegen Rechts" beitreten wird, das sich bei einer Veranstaltung im Bürgerzentrum
vorgestellt hat. Unser heutiger Abend beschäftigt sich mit russischen Schriftstellern,
deren Ikone Lew Tolstoi ist. Wir beginnen mit einer humoristischen Betrachtungsweise
der russischen Schriftsteller von W. Kaminer "Tolstois Bart" , abgespielt von einer CD.
Den Lebenslauf des bekanntesten Schriftstellers Lew Nikolai Graf Tolstoi (1828 - 1910) trägt Walter Enslin vor.
Er war das 4. von 5 Kindern des Grafen Tolstoi und wurde mit neun Jahren Vollwaise.
Sein Jurastudium brach er ab, um sich vorwiegend um die große Zahl Leibeigener auf
seinen Besitztümern zu kümmern. Nach seinem Militärdienst (1851-1854) bereiste er
die westliche Welt aus pädagogischem Interesse und besuchte Schriftsteller wie z.B.
Charles Dickens. Nach seiner Rückkehr widmete er sich reformpädagogischen
Bestrebungen und richtete Dorfschulen ein. 1862 heiratete er die 18jährige
deutsche Sofia Behrs, mit der er 13 Kinder hatte. In den folgenden Jahren
schrieb er seine Hauptwerke Krieg und Frieden und Anna Karenina.
Ab 1881 widmete er sich religiösen Fragen und stellte das Motiv Nächstenliebe
in den Mittelpunkt seiner Gedanken. Er wird polizeilich überwacht , im Inland
geächtet und im Ausland geehrt. Nach seinem Tod wird seine Frau Herausgeberin seiner Werke.
Von der CD hören wir einen Ausschnitt aus Anna Karenina, vorgetragen von W. Kaminer.
Über Nikolai Gogol berichtet Rosie Cordsen Enslin. Gogol (1809 - 1852) wuchs als
Sohn eines Gutsbesitzers auf. Er war kleinwüchsig, verwachsen, hatte eine spitze
Nase und sehr schlechte Haut. Er wurde von seinen Mitmenschen oft verspottet und
erhielt keine Anstellung. 1831 lernte er Puschkin kennen, der ihn förderte und
ihm eine Stelle als Hauslehrer verschaffte. Gogol schrieb Erzählungen, in denen
er liebevoll seine Heimat beschreibt und mit derber Komik und märchenhafter
Phantastik seine Umgebung schildert. In seiner Zeit als Professor an der
Universität in St. Petersburg verfasste er seine Werke Der Revisor und Der Mantel .
Er karikiert die großspurige und korrupte Lebensweise des russischen Landadels.
Von 1836 bis 1848 reiste er durch Europa und geriet unter den Einfluss eines
Priesters, der seine Manuskripte verbrannte. Seine Schizophrenie nahm wahnsinnige
Züge an und nach extremem Fasten stirbt er mit 42 Jahren.
Dieter Körber ist Neubürger in Karben. Er hat uns eindrucksvoll den Schriftsteller
Anton Tschechow (1860 - 1904) vorgestellt. Tschechow wurde in eine ärmliche Familie
geboren und litt unter dem tyrannischen Vater. Trotzdem bewahrte er sich eine heitere
Gelassenheit, wurde Arzt, widmete sich aber überwiegend der Schriftstellerei.
Zwischen 1880 und 1903 schrieb er etwa 600 meist lustige Erzählungen.
Seine bekanntesten Werke als Dramatiker sind Die drei Schwestern, Die Möwe und
Der Kirschgarten, Die Dame mit dem Hündchen. 1889 reiste er auf die Insel Sachalin,
wo Gefangene zur Zwangsarbeit verurteilt waren. Er half den Menschen dort als
Arzt in selbstloser Weise. Nach seiner Rückkehr verschlimmerte sich seine
Tuberkuloseerkrankung und er musste mehrere Kuren antreten. Trotz seiner Erkrankung
heiratete er 1901 die Schauspielerin Olga Knipper, die ihn auf seinen Kuren
begleitete. Er starb 1904 in Badenweiler. Mit viel Engagement liest Herr Körber die
Erzählung Kalchas (Schwanengesang) vor. Ein alter Schauspieler trifft nachts in
seiner Garderobe den Souffleur und blickt zurück auf sein Leben.
Auf Russisch und Deutsch trägt Galina Mik eine Erzählung von von A. Tschechow vor.
Den Text Freude hat sie selbst übersetzt.
Irina Liebmann (geb. 1943) ist eine deutsche Schriftstellerin mit russischen
Wurzeln und wird uns von Walter Enslin vorgestellt. Sie wurde in Moskau geboren
als Tochter eines deutschen Kommunisten und einer Russin. 1945 zog die Familie
nach Ost-Berlin, kurz vor dem Mauerfall 1988 siedelten sie nach West-Berlin
um. I. Liebmann studierte Sinologie und arbeitete als Redakteurin bei der
Zeitschrift Deutsche Außenpolitik. Ab 1975 verdiente sie ihren Lebensunterhalt
als freie Schriftstellerin und setzte sich für die Rechte der Schriftsteller ein.
Sie lebt zwischen verschiedenen Welten: zum einen hat sie russische Wurzeln,
genoss in der DDR eine kommunistische Erziehung durch den Vater und erlebt das
westliche Deutschland. Heute sucht sie ihre Wurzeln in Moskau. So hören wir aus
ihrer Biografie Schilderungen des russischen Lebens, von den Straßen und Gebäuden in Moskau
und von den schicken Frauen.
Herr Thomas dankt allen, die aktiv den Abend gestaltet haben und weist darauf hin,
dass unsere nächste Veranstaltung erst nach der Sommerpause stattfindet, nämlich
am 28. August 2013 mit dem Thema "Balladen"
Organisatorin ist Frau Weishäupl.
Renate Gasser