Bericht vom Literaturabend, am 23. Mai 2019: "Poeten der näheren Umgebung und Region"
Ort: KUHtelier, Groß Karben, im Schlosshof von Leonhardi
Zeit: 19:30 - 22: 30 Uhr
Anwesende: ca. 35 Personen und Pressevertreter
Der erste Vorsitzende Dieter Körber begrüßte die Gäste und wies in seiner
Begrüßungsrede daraufhin, dass der Verein mit dieser jährlich wiederkehrenden
Veranstaltung eine Brücke schlagen möchte zwischen Schreibenden und Lesenden,
unter diesem Rubrum sei auch die jährliche Einladung einer prominenten Autorin
oder eines Autors der etablierten Literatur zu sehen. Die musikalische Begleitung
der kreativen Literatur übernahm Kim Müller,
Studentin der Philosophie und auf
dem Wege bekannt zu werden als Singer-Songwriter.
Sie beginnt mit einer eigenen Komposition, die den zum Abend passenden Titel "Again" trägt.
Das literarische Programm eröffnete Karin Schrey, die zweite Vorsitzende des
Vereins. Dieter Körber, der moderierend durchs Programm führte, erklärte launig,
dass es am 23. Mai 1949 drei denkwürdige Geburten gegeben hätte, erstens die
Bundesrepublik Deutschland, zweiten das Grundgesetz und drittens die Geburt
Karin Schreys, er gratulierte Karin Schrey zum siebzigsten Geburtstag und
überreichte ihr einen Blumenstrauß. Sodann stellte Karin Schrey mit Temperament
und Humor ihren neuen Kriminalroman "Lago Blu" vor.
"Andere Frauen in ihrem Alter hüten Enkelkinder; Klara begleitet ihren Ehemann
Axel, einen Ingenieur, zu seiner neuen Arbeitsstelle nach Italien, nach Stresa
an den Lago Maggiore. Dort hat Gina, die Ehefrau eines Kollegen von Axel, eine
Wohnung für sie gefunden. Vom Balkon aus kann Klara das Treiben auf der Seepromenade
beobachten. Eines Abends verschwindet dort eine alte Dame...
Zusammen mit Gina und Hanni, einer ortsansässigen Deutschen, begibt sich Klara
auf die Suche. Gemeinsam decken die drei Frauen ein Verbrechen auf, das die
Sicherheit vieler Menschen bedroht. Doch wer ist der geheimnisvolle Bösewicht,
der im Hintergrund die Fäden zieht?" Wir erfahren es nicht, denn als die Polizei
auftaucht klappt Karin Schrey das Buch zu und meint mit schelmischem Lächeln
nun müssten wir selbst weiterlesen.
Rosie Cordsen-Enslin ist Gründungsmitglied des Literaturtreffs und hat ihre
Kurzgeschichte "Der Cowboy" ausgesucht. "Eine lieb gewordene Gewohnheit
wird einem jungen Paar, das gerade eine Ehekrise durchmacht, gänzlich vermasselt.
Hinter der sympathischen Fassade eines Menschen lauern manchmal ungeahnte Strömungen,
die den bewunderten Helden zum Giftzwerg reduzieren." Die Geschichte spielt im
Taunus und dieses Heimatkolorit kommt beim Publikum gut an.
Nach dem musikalischen Intermezzo "Bellyache" von Billie Eilish nun wieder eine Poetin.
Zwischen Schmunzeln und einem Lachen lauschen die Gäste Ursula Luise Links brillanter
Vorstellung ihres satirischen Ratgebers "Werden Sie wichtig!" Hier erklärt die
bekannten Schriftstellerin der Wetterau, dass man als Experte, oder Künstler als
Einzelunternehmer Selbstvermarktung betreiben muss, sei ja bekannt. Wer nun aber
nicht mehr länger warten will, um auch im Privatleben mit einer Ich-Marke auf die
Überholspur einzubiegen, der ist bei diesem satirischen Ratgeber richtig.
Er vermittelt ja die notwendigen wahren Erkenntnisse aus dem Marketing, passgenaue
Strategien, Methoden und Tricks, die für den überzeugend-erfolgreichen Auftritt nötig sind.
Wer den satirischen Ratgeber "Werden Sie wichtig!" mit den hübschen Zeichnungen der
Künstlerin Doris Bauer aus Assenheim liest, merkt schnell: Angeben und Aufschneiden
kann jeder, aber sich richtig wichtig machen, das will gelernt sein!
Ihre Beispiele aus dem Leben ernten häufigen Zwischenapplaus und ihr Abschlussgedicht
"…da war ein Mensch, dessen Schloss aus Luft verpufft und der jetzt beim Nachbarn zur Miete wohnt…"
lockt ein weiteres fröhliches Lächeln auf die Gesichter der Zuhörer.
Auch zu dem sonnigen Mai Abend passt die Zwischenmusik "Dezemberluft", von Heiskalt .
Das Gründungsmitglied Robert Axt berichtet in seinem neuen Buch " Eintracht vom Main"
aus dem Blickwinkel eines Anhängers des Fußballclubs in Form einer sehr subjektiven,
lückenhaften Chronik der Vereinsgeschichte von Eintracht Frankfurt mit einem Fokus
auf die fünfziger Jahre und natürlich auf das ereignisreiche letzte Jahr bis zum
letzten Samstag, 18. Mai, dem Spiel in München gegen die Bayern. Großen Lacherfolg
bringt sein Versprecher "….die Niederlage der Bayern…" Nicht nur die Fußballfans im
Publikum belohnen seinen trockenen Humor mit begeistertem Applaus.
Nicola Piesch hat sich für eine sehr kurze Geschichte mit dem Titel 23.te entschieden,
einfach, weil der 23. ist. Die Handlung beschreibt eine sinnlose Reihe von Morden, am Ende der 23.te.
Die nächste Geschichte heißt "Das Konzert". Es handelt sich bei dem Text um die
Schilderung eines besonderen und wohl auch ungewöhnlichen Konzerts. Nicola Piesch
liest gekonnt und überaus eindrucksvoll die Geschichte, in der es um die Erklärung
eines Pianisten geht, warum er nicht mehr auftreten kann. Das Lächeln einer Frau
und die damit verbundenen Irritationen lassen sein gesamtes Lebenskonzept ins Wanken
geraten. Er erklärt sich dem Publikum. Die beliebte Musikerin Nicola Piesch zeigt
mit diesen spannenden Geschichten eine weitere Seite ihres künstlerischen Könnens,
was den Zuhörern sehr gefällt.
Nach der Pause in der die Besucher eifrig die Büchertische frequentieren startet der zweite
Teil mit dem einfühlsam interpretierten Song "I don´t wanna bey you" von Billie Eilish.
Die bekannte Wetterauer Krimiautorin Jule Heck liest zwei Kurzgeschichten aus
ihrem neuen Buch "Kurz und gut". Die humorvolle Geschichte mit dem Titel
"Der Wäschezettel" verblüfft die Zuhörer. Die Frage bleibt offen, ob der
einzige Mann im Zugabteil wirklich keinen Schlüpfer trägt. ". Sodann liest sie
eine Liebesgeschichte mit dem Titel "Der Herbst hat auch noch schöne Tage".
Der "Mann ihrer Träume" nennt sie "meine Königin" weil in ihrem Heimatort eine
Burg steht. Das Publikum honoriert ihren lebendigen Vortrag mit reichlich Applaus.
Rudger Emm, ganz sicher die Überraschung des Abends, er liest, man ist geneigt es
experimentelle Literatur zu nennen, das was er selbst schräge Prosa nennt. Sehr
überzeugend lässt er die Sprache seines aktuellen Buchs "Ich bat den Einbrecher zu bleiben"
lebendig werden. Mit den Texten "Sah blass aus mein Arzt", "Paretissimo", "Libellen" und
"Unkraut" begeistert er das Publikum. Seine schräge Prosa und verlockt die Besucher mehr davon zu lesen.
Die Eigenkomposition "nature´s building" von Kim Müller leitet über zur Gartenfreundin
Rosi Kärcher-Schack, die eine Geschichte Ihres Ehemanns Hans Kärcher vorlas, der
sich einer Hüftoperation unterziehen musste und daher leider nicht anwesend war.
Bei einem Karbener Bäcker stieß Hans Kärcher auf die "Lustknacker" und hat sie
in einer Geschichte festgehalten. Die Erzählung beginnt mit einem Beratungsgespräch
beim Autohaus Opel in Bad Vilbel. Das Verkaufsgespräch läuft gut, und Rosi
unterschreibt einen Kaufvertrag. Zur Feier dieser Entscheidung soll Rosi Tee
kochen und Hans fährt zum Bäcker. Dort steht ein Lamborghini. Dessen älterer
Besitzer mit jüngerer Beifahrerin kaufen beim Bäcker Kuchen und …: ja eben Lustknacker.
Auf die Frage warum einfache Brötchen so heißen antwortete die Verkäuferin die Bäcker
hätten einfach Lust beim Backen dieser Brötchen und die möchten sie an die Kunden weitergeben.
Irmgard Schürgers stellt uns den 2017 erschienenen Kriminalroman DENN SIE WISSEN WAS SIE TUN
vor. Die bereits bekannte Kommissarin Katja Lehmann aus KALTHERZ wird zu einer Toten
im Frankfurter Westhafen gerufen. Kurz darauf muss sie sich mit einem Attentat
im beschaulichen Frankfurter Stadtteil Bergen-Enkheim befassen und im Seckbacher
Pflegeheim häufen sich merkwürdige Todesfälle. Dann verschwindet auch noch Robert
Kirchhoff, Leiter einer umstrittenen Arzneimittelstudie, unter mysteriösen Umständen.
Seine Spur führt zum Lago Maggiore und später in die Toscana. Die Kommissarin tappt
lange im Dunkeln, bevor sie einen Zusammenhang zwischen den einzelnen Fällen herstellen kann.
Aber erst ihr neue Assistentin Asra Türk trägt dazu bei, den Fall endgültig zu lösen.
Auch Irmgard Schürgers versteht es am spannendsten Punkt aufzuhören und die Zuhörer neugierig zu machen.
Die Akteure werden mit Blumen und wohlverdientem Applaus verabschiedet.
Unser nächster literarischer Abend findet statt am
27. Juni 2019 und stellt die Frage ob Karl May Trivial- oder Weltliteratur geschrieben hat.
Wir hoffen auf rege Beteiligung an der anschließenden Diskussion.
Wie immer im KUHtelier, um 19:30 Uhr.