Karbener LiteraturTreff e.V.



Bericht vom 28.4.2016


Literatur aus Lateinamerika
Ort: KUHtelier, Groß Karben
Zeit: 19.00 - 21:20 Uhr
Anwesende: ca. 35 Personen

Herr Thomas eröffnet den Abend, begrüßt die Gäste und die Akteure und übergibt d as Wort an die Moderatorin Claudia Weishäupl, die es gleich weiterleitet an Rosie Cordsen-Enslin.
Rosie führt uns in die literarische Form des "Magischen Realismus" ein. Dieser ist eine künstlerische Strömung, die seit den 1920er Jahren in einigen Ländern Europas und in Nord- und Südamerika vertreten ist.
Besonders großen Einfluss hat er auf die Literatur in Lateinamerika. Zwei seiner wichtigen Vertreter werden vorgestellt:
Jorge Luis Borges und Gabriel Garcia Marquez. Eine wichtige Vertreterin dieser Kunstrichtung ist Isabel Allende.
Der Magische Realismus vermischt die Grenzen zwischen Realität und Phantasie. Der Grundgedanke ist, dass Realität und Phantasie nicht zwangsläufig im Konflikt stehen, sondern nebeneinander existieren können. Das Gegenstück zum Magischen Realismus ist der soziale Realismus, zu dessen Vertretern der dritte Autor des Südamerika - Abends gehört: Mario Vargas Llosa.

Nach dieser Einführung erfreut uns Dieter Wierz mit einem Potpourri aus Samba - und Tangorhythmen auf dem Akkordeon.










Der musikalischen Eröffnung schließt sich der Vortrag von Herrn Barandiaran an. Herr Barandiaran ist Peruaner, lebt aber seit 2005 in Frankfurt. Er unterrichtet Spanisch , ist Reiseleiter und Autor.
Er berichtet in zwei Teilen über das Leben und Werk Mario Vargas Llosas und einige Kommentare dazu. Mario Vargas Llosa wurde am 28.März 1936 in Peru geboren. Er ist Schriftsteller, Politiker und Journalist. Er schrieb als linksgerichteter Autor diktaturkritische Romane und feierte die kubanische Revolution. Später änderte er seine politische Haltung und bezeichnete sich selbst als liberalen Demokraten. Mario Vargas Llosa gewann alle Preise der spanischen Literatur und im Jahre 2010 wurde ihm in Stockholm der Nobelpreis für Literatur überreicht. Er war zweimal mit Frauen aus der Verwandtschaft verheiratet, was u.a. seine Tante Julia veranlasste , Kommentare abzugeben, die der Klatsch- und Tratschpresse in die Hände spielte. Bekannte Werke sind:" Die Stadt und die Hunde ",die Erzählsammlung "Die Anführer".

Zwischen Teil 1 und Teil 2 wird vom Duo Rosie und Walter mit einem peruanischen Lied eine musikalische Pause gestaltet. Darin geht es um einen Wasserträger, der mit seinem Esel Wasser zu den Hausfrauen trägt. Nach dem Vortrag präsentiert Walter Enslin ein Lied aus Argentinien, das von einem Mann handelt, der einen einsamen Gang durch die Landschaft unternimmt und sich mit einem Lied selbst unterhält.
Anschließend stellt Robert Axt den argentinischen Autor Jorge Luis Borges vor. Inspiriert wurde er zu diesem Dichter durch eine Reihe von Vorlesungen von Jorge Luis Borges aus Harvard in der FAZ. Im ersten Teil seines zweiteiligen Vortrags spricht Robert Axt über die Zusammenfassung dieser Vorlesungen, die der Dichter in den Jahren 1967/68 gehalten hatte. Darin entwickelte Borges seine Idee von der Dichtung. Sie ist "ein Genussmittel, das Leben und Alltag bereichert". Die Vorlesungen sind in Abschnitte untergliedert, von denen Robert Axt besonders auf die "Metaphern" eingeht. Metaphern sind für Borges grundlegend. An Metaphern braucht man nicht zu glauben, Hauptsache ist, dass das Angedeutete verstanden wird. Der Leser muss bei allen Gedanken und Träumen des Schriftstellers seinen Teil dazu tun, indem er das Geschriebene interpretiert.
Vor dem zweiten Teil des Vortrags und der vorangehenden Pause dürfen wir wieder einem Tango auf dem Akkordeon, gespielt von Dieter Wierz, lauschen.
Nach einer Pause von ca.20 Minuten fährt Robert Axt mit seinem Bericht in einem Teil 2 fort. Er spricht von kurzen Erzählungen und von Poesie von Borges, die dem Magischen Realismus zuzuordnen sind. Er spricht von Schlüsselsymbolen, vom Diesseits und Jenseits ,Traum, Logik und Phantasie. Seine Wirkung auf die Weltliteratur ist groß. Ein Werk von Borges wird besonders erwähnt - Emma Zunz . Es scheint auf den ersten Blick die Geschichte einer perfekten Rache zu sein, dies bleibt aber im Unklaren. Jorge Luis Borges wurde 1899 in Buenos Aires geboren und starb 1986 in Genf.
Dieter Wierz präsentiert uns einen weiteren Tango auf dem Akkordeon.
Der dritte Autor dieses Abends ist Gabriel Garcia Marquez , auch Gabo genannt, aus Kolumbien. Rosie Cordsen-Enslin stellt ihn uns in Teil 1 und 2 vor. Er gilt als Rivale der vorangegangenen Dichter. Er kam 1927 in Nordkolumbien zur Welt. Er hatte zehn Geschwister. Nach einem für ihn langweiligen Jurastudium widmete er sich intensiv der Poesie und Literatur. Er war politisch sehr aktiv und beschreibt die Repressionen, die die Menschen, unter der Diktatur Pinochets in Chile zu erleiden hatten. Gabo war befreundet mit Fidel Castro und hielt sich oft auf Kuba auf.
Sein literarisches Werk ist umfangreich. Bekannt sind seine Romane "Hundert Jahre Einsamkeit" und "Liebe in den Zeiten der Cholera".
Rosie liest aus der Erzählung "Ein sehr alter Herr mit riesengroßen Flügeln" vor:
Ein alter Mann lag in einem Hinterhof mit dem Gesicht im Schlamm. Er konnte nicht aufstehen, da er zu große Flügel hatte. Die Bewohner, die ihn gefunden hatten, glaubten, er wäre ein Engel, der gekommen war, um ein krankes Kind zu heilen. Dieses wurde tatsächlich wieder gesund. Aber der "Engel" entschwebte zum Schluss wieder ,ohne dass gesagt worden wäre, wer er war.
Nach einem kubanischen Lied, gesungen vom Duo Rosie und Walter, begleitet auf der Gitarre, fährt Rosie mit Teil 2 ihres Vortrages fort. Sie liest einen Artikel eines deutschen Journalisten der Zeit Online vor, verweist auf Gabriel Garcia Marquez als den Mitentwickler des Magischen Realismus hin und auf sein Erfolgsbuch "Hundert Jahre Einsamkeit", das die Geschichte Kolumbiens in Geschichten erzählt. Abschließend zitiert sie Marquez: "Das Leben ist nicht das, das man gelebt hat, sondern das, an das man sich erinnert".
Musikalischen Abschluss bildet Walter Enslin mit einem chilenischen Lied auf der Gitarre. Das Lied hat die mangelnde soziale Gerechtigkeit im Leben im Chile der 70er Jahre zum Inhalt.
Zum Schluss bittet Herr Thomas alle Akteure zu einem Foto auf die Bühne.













Der nächste Literaturabend findet ausnahmsweise
am 19.5. 2016, um 19:00 wieder im KUHtelier statt,
unter dem Titel "Poeten der Region".


Heidi Walter