Karbener LiteraturTreff e.V.
Bericht vom 30.04.2015
Thema: OVAG-Preisträger 2014
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.30 - 20.30 Uhr
Anwesende: ca. 35 Personen und Pressevertreter
Dieter Körber begrüßt die Besucher des Literaturabends und die OVAG-Preisträger
und nach späterem Hinzukommen Frau Christine Herpel, die in Vertretung von Herrn
Matlé die Moderation des Abends übernimmt. Die Einführung übernimmt Dieter Körber,
stellvertretend für den 1. Vorsitzenden Hans-Martin Thomas.
Aus aktuellem Anlass würdigt Dieter Körber zwei kürzlich verstorbene Literaten:
Den Pöt von Rendel, Dr. Joachim Schlichte-Bierbaum, Lyriker, der es seinen
Zuhörern und Lesern nie einfach machte. Sein Credo: "Der Mensch muss nachdenken",
und weiter führt Dieter Körber zu dem Tod des großen Literaten Günter Grass aus:
Mit Grass, verlieren wir Deutschen einen einmaligen Repräsentanten des Geistes
und Kulturlebens, der im Lauf der vergangenen fast sechs Jahrzehnte die mit
Abstand wichtigste und gewichtigste Stimme unseres Landes war.
Günter Grass, der den Nobelpreis 1999 erhielt, war die Stimme Deutschlands in
der Weltliteratur. Er war auch ein weltliterarischer Lehrer von einsamer,
singulärer Statur, wie bedeutende Autoren von internationalem Ruf bekennen.
Unseren französischen Nachbarn gleich, sagt Dieter Körber: "Mit dem Tod von
Günter Grass ist der Himmel über Deutschland ein kleinwenig dunkler geworden."
Die Lesungen der Preisträger beginnen mit Julie Sophia Schöttner, 19 Jahre,
Studentin, aus Waldsolms. Sie liest ihre Geschichte "Was kommt". Eine
Liebesgeschichte, die nicht von Liebe spricht, eine Reflexion über
Vergangenheit und Zukunft. Die Protagonistin empfindet eine gewisse
Leere, Freunde haben Pläne, sie jedoch verharrt in einer Art Ziellosigkeit,
ratlos dem Ungewissen entgegensehend.
Auf Nachfrage aus dem Publikum, nach der "Leere" nach dem Abitur, erzählt
Julie Schäffer, dass sie durchaus klare Vorstellungen über die weitere Zukunft hatte.
Benjamin Pizarro ging nach dem Abitur auf Reisen. Kerstin Uebele kann sich ein
Leben nach dem Abitur nicht vorstellen, ebenso wie Kim Schäfer. Beide haben
noch 2 Jahre Schulzeit vor sich.
Kerstin Uebele, 17 Jahre, Schülerin aus Bad Nauheim liest ihren Text "Traumgläser".
Eine Geschichte aus dem Blickwinkel einer 5 bis 6 jährigen erzählt, die gerade
ihren Vater verloren hat, der jetzt "für immer schweigt". Von ihrem gleichaltrigen
Freund übernimmt sie die Idee, Träume versinnbildlicht durch bunte Papierschnitzel,
in ein Glas zu füllen. Sie will ein Glas, das so groß ist, dass alle ihre hellbunten
Zettel, die für ihre Träume stehen, hineinpassten.
Sodann liest Benjamin Pizarro, 24 Jahre, Student, aus Bad Nauheim. Seine
Geschichte heißt "Regenbogenende" und berichtet, als Metapher der Endlichkeit
des Lebens, von einer Reise zu dem Ende des Regenbogens. Die Farben des
Regenbogens bilden die unterschiedlichen Gefühlsströme und Erinnerungen an
gewesenes Glück ab. Begleitet wird der Erzähler von einer gestorbenen Partnerin
auf dieser Reise, wohl zu seinem Ende des Regenbogens.
Kim Schäfer, 17 Jahre, Schülerin, aus Karben. Ihre Geschichte "Zweiundsiebzig Tage"
handelt von einer Mutter, die nach 72 Tagen Trauer über den Verlust ihres Sohnes den
Freitod wählen möchte. Schon entschlossen am Brückengeländer steht, dem Tod in
der Tiefe des Flusses entgegensehend, durch die Zuwendung und Menschlichkeit
eines Obdachlosen zurückgehalten wird, Trost findet und jetzt nach 72 Tagen
endlich loslassen kann.
Das interessierte Publikum stellte den Vortragenden Fragen zu Inhalt und
sprachlicher Gestaltung. Nach lebhaftem Meinungsaustausch beendete Dieter
Körber den Abend mit einem Dank an die OVAG und die Teilnehmer. Die einzelnen
Preisträger erhielten vom Karbener LiteraturTreff je einen Buchgutschein in Höhe
von 15,- € und einen Jubiläumskugelschreiber (5 Jahre LiteraturTreff).
Unsere nächste Veranstaltung findet am Donnerstag, dem 28. Mai 2015,
um 19.00 Uhr, im KUHtelier, statt.
Der Literaturabend widmet sich dem Thema "Nachkriegsliteratur" und behandelt
70 Jahre nach Kriegsende die unter dem Eindruck des Krieges entstandene Dichtung.
Barbara Metz