Karbener LiteraturTreff e.V.
Thema: Böser Hänsel - böse Gretel
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.30 - 21.30 Uhr
Anwesende: 25 Personen, A. Hofmann , WZ-Journalist
Herr Thomas begrüßt die Gäste zu unserem ersten diesjährigen Abend im KUHtelier ,
wo wir uns während der Sommersaison treffen.
Er liest einen Märchengruß Hänsel
und Knödel von Herrn Schuch vor und übergibt das Mikrofon an Frau Weishäupl,
die den Abend vorbereitet hat und ihn auch moderieren wird. Das klassische
Märchen von Hänsel und Gretel steht heute im Mittelpunkt, exemplarisch für die
vielen anderen Grimm-Märchen.
Zur Einstimmung hören wir von einer CD das Lied
Großmutters Schlangenköchin von E. Silberflug.
Herr Enslin macht uns bekannt mit dem Leben von Jakob und Wilhelm Grimm.
(Jakob Grimm 1785 - 1863, Wilhelm Grimm 1786 - 1859) Die beiden Brüder haben
mit den gesammelten Märchen und Sagen romantische Werke geschaffen und für
viele Generationen bedeuteten sie das erste Leseerlebnis. Der Vater war Jurist
und so sollten die beiden Söhne - die ältesten von fünf Kindern - auch Jura
studieren. Mit finanzieller Unterstützung ihrer Kasseler Tante studierten beide
in Marburg Jura . Dort lernten sie auch Carl v. Savigny und Bettina v. Arnim
kennen, die sie mit Werken der Romantik und des Minnesangs bekannt machten.
1805 zogen beide nach Kassel und sammelten in ihrer kreativsten Zeit Märchen
und Sagen, die 1812 erschienen. Das Buch entwickelte sich zum Bestseller.
Ab 1840 wollten sie ein deutsches Wörterbuch erstellen. Aber erst 100 Jahre
später ist das Werk vollendet und umfasst 33 Bände. Die Grundlagen für eine
deutsche Grammatik wurden von Wilhelm Grimm geschaffen. Die Brüder lebten ab
1840 bis zu ihrem Tod in Berlin und waren Mitglieder der Akademie der
Wissenschaften.
Herr Dr. Oppermann zeigt Zeichnungen des Bruders Ludwig Grimm,
mit denen die Märchenbücher illustriert wurden.
Frau Weishäupl klärt auf, dass nach der Bibel das Märchenbuch das meist gelesene
Buch ist. In der Nachkriegszeit waren Märchen in der englischen Besatzungszone
verboten, weil das Verbrennen der Hexe zu sehr an die Gasöfen erinnerte.
Die Wahrheit über Hänsel und Gretel erläutert uns Frau Walter nach dem
gleichnamigen Buch von H. Traxler. Der Hobbyarchäologe G. Ossegg hat das Märchen
als Tatsachenbericht gelesen und nach den realen Orten geforscht. So fand er
das Hexenhaus im Spessart. Traxler hat diese Geschichte (als "archäologische Parodie")
festgehalten, die mit Beharrlichkeit die Wahrheit über Hänsel und Gretel hervorbrachte.
Frau Weishäupl liest das Märchen über Hänsel und Gretel von Paul Mahr aus dem Buch
Der tätowierte Hund. Der Löwe erzählt einem Hund das Märchen so, dass die Kinder
böse sind und die Hexe eine liebe Frau ist, die sich um die Kinder sorgt.
Eine humorvolle Sichtweise der Märchen bietet Herr Böhner in Versen von Kurt
Bartsch. (Schneewittchen wurde Mutter. Wer von den Zwergen war aber der Vater?)
Nach der Pause hören wir von Rosie und Walter Enslin den Song "Puff,
the magic dragon" aus den 70er Jahren.
Märchen kann man auch in verschiedenen Fachjargons erzählen.
Frau Walter trägt Hänsel und Gretel in der Jugendsprache der links-alternativen
Spontis der 70er Jahre vor aus dem Buch Total Tote Hose.
Frau Brüning erzählt "political correct" vom Rotkäppchen, das der Oma
Reformhauskost bringt und unterwegs dem Wolf begegnet, einem typischen
Außenseiter der Gesellschaft.
Auch Rotkäppchen im Juristendeutsch , vorgetragen von Herrn Landmesser,
bringt uns zum Schmunzeln. "Das noch nicht beschulte hier wohnhafte minderjährige
Rotkäppchen wurde vor seiner Inmarschsetzung über die Vorschriften bei
Benutzung des Weges belehrt."
Noch einige lustige Märchenverse werden von Herrn Böhner vorgetragen.
Riese und Liliput verlieben sich, können aber wegen der unterschiedlichen
Größe nicht zueinander kommen. Eine Nixe saß mit Graf Bernadotte am Tisch.
Auf seinen Heiratsantrag kann die Nixe aber nicht eingehen wegen ihres
fischartigen Unterkörpers.
Eine psychologische Interpretation von "Hänsel und Gretel" wird vorgelesen von
Frau Weishäupl und Frau Gasser. Der Text erläutert den Mutterkonflikt des Kindes .
Es hat Angst, von der Mutter verlassen oder verschlungen zu werden und es kann
nur durch die Loslösung von der Mutter zum erwachsenen Menschen heranreifen.
Herr Landmesser erfreut uns mit einem selbst verfassten Märchen. Ein Feuer
speiender Drache hält eine Prinzessin gefangen und will sie verschlingen.
Als ein Prinz sie befreien will, wehrt sie sich, da sie doch selbständig ist
und sich allein retten kann. Wieder zu Hause, weint sie und bedauert es,
dass der Prinz sie nicht gerettet hat.
Zum Ausklang hören wir noch ein Lied von der CD Junges Mädchen von E. Silberflug.
Herr Thomas dankt Frau Weishäupl und allen Aktiven für den interessanten Abend
Renate Gasser