Bericht vom 31. März 2016
Ein Abend mit Eva Demski
Ort: KUHtelier, Groß Karben
Zeit: 19.00 - 20:45 Uhr
Anwesende: ca. 100 Personen und Pressevertreter
Im völlig überfüllten KUHtelier drängten sich etwa 100 Besucher, um Eva Demski
zu hören. Nach einer kurzen Einführung von Hans-Martin Thomas konnten wir ihrer
Stimme lauschen. Eva Demski wurde am 12.5.1944 in Regensburg als Tochter eines
Bühnenbildners geboren. Sie studierte Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie.
Nach ihrem Studium arbeitete sie als Dramaturgieassistentin bei den Städtischen
Bühnen Frankfurt, sie war Verlagslektorin und Mitarbeiterin beim Hessischen Rundfunk.
Von 1967 bis 1974 war sie mit dem Strafverteidiger Reiner Demski verheiratet.
Seit 1977 lebt sie als freie Schriftstellerin in Frankfurt. Ihre Bücher wurden
mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet, außerdem war sie auch Stadtschreiberin
von Bergen. Ihre ersten Romane heißen Goldkind, Karneval und Scheintod. Zuletzt
erschien ein Band mit kulinarischen Geschichten Rund wie die Erde.
Die Autorin las Geschichten und Gedichte aus ihrem Band Frankfurt ist anders -
Mein Stadtplan. Von Regensburg nach Frankfurt umgezogen, kam sie ins Staunen.
Die Häuser ändern ständig ihr Gesicht, Frankfurt sei eine Weltstadt, die aus
Dörfern besteht. Liebevoll ironisch schreibt sie ‚Frankfurt wälzt sich auf seinem
bisschen Platz wie ein Schlafloser auf zerknitterten Laken'. In den 50er Jahren
hat sich die Stadt verändert. Sie erinnert sich an walfischartige Markierungen
auf den Straßen, an Waschbetonkübel für Blumen, an weiße Tresore auf Beinen -
gemeint sind Briefkästen vor den Wohnblocks. Anstatt fröhlicher Fassadenfarben
wie in Murano findet man bei uns Friedhofsfarben an den Häusern. Alte, individuelle
Haustüren wurden weggeworfen und durch uniforme Kunststofftüren ersetzt.
Die Bauherren haben auf lauschige Plätze mit plätschernden Brunnen und blühenden
Rosenbüschen verzichtet, denn ‚Stuck verdirbt die Moral', so meinten die Architekten.
Bei einem Gang über den Hauptfriedhof entdeckte sie das Grab von Marianne von Willemer.
Brentano beschreibt die aus Österreich stammende Tänzerin als klein, sehr zierlich
und äußerst anmutig, so dass ihr alle Männer zugetan waren. Der 24 Jahre ältere
Bankier Willemer nahm sie als seine Mätresse in der Gerbermühle auf, wo sie mit
seinen Töchtern lebte. Dort feierte Goethe 1814 seinen 66. Geburtstag und traf
auf Marianne . Sie verfiel dem ‚Schwerenöter' und wurde zu seiner ‚Suleika'. Er
veröffentlichte Gedichte über sie in seinem ‚West-östlichen Divan' und nahm auch
Mariannes Zeilen in seinem Werk auf.
Nach der Pause las Eva Demski aus ihrem Buch Katzentreffen. Sie hat viele
Geschichten und Gedichte über Katzen geschrieben, oft wurden ihre Zeilen für
die Werbung missbraucht. Ihr Kater Tino war so sensibel, dass er bei einer
Musikübertragung aus der Royal-Albert-Hall den Sängern die Nase zerkratzte.
Dieses Jahr war es allerdings anders . Bei der Musik von Llang Llang ging er
gelangweilt auf den Balkon in der Hoffnung, ein paar herrenlose Brekkies zu finden.
Auch die Hundeliebhaber kamen auf ihre Kosten. In der Geschichte ‚H wie Hund und
K wie Katze' schildert sie, wie ihr eines Tages ein Dackel zugelaufen ist.
Da sie keine Leine hat, bindet sie das Tier an einem grünen Seidenschal fest und
lässt es jeden Hauseingang absuchen in der Hoffnung, dass es sein Zuhause findet,
aber vergebens. Dann klingelt ein Ehepaar und will seinen Hund abholen, leider
entwischt das Tier immer wieder durch die Löcher im Zaun - so bedauert das Ehepaar.
Nach der Lesung hatten die Besucher Gelegenheit, Bücher von der Schriftstellerin zu
kaufen und signieren zu lassen.
Eva Demski beim Signieren Ihrer Bücher
Ein Grußwort des Bürgermeisters überbrachte nach der Pause Frau Rosemarie Plewe.
Die zukünftige stellvertretende Stadtverordnetenvorsteherin stellte auch eine
finanzielle Zuwendung der Stadt in Aussicht.
Die musikalische Umrahmung des Abends wurde von Frau Martina Riedel hervorragend
gestaltet. Sie hat Musik studiert und arbeitet jetzt als selbständige Chorleiterin.
Zur Einstimmung spielte sie zwei Stücke aus der Frühklassik, von Philipp Emanuel
Bach ein Allegro a-moll und von Georg Benda auch ein Allegro a-moll. Von einem
schwedischen Komponisten hörten wir Nordic Theme und April Waltz. Nach der Pause
gab es zwei Jazzarrengements von Susi Weiss , nämlich The Ballad of Bonnie & Clyde
und Words & Music John Miller.
Ein herzliches Dankeschön gilt unserem Mitglied Dieter Körber, der diesen Abend
vorbereitet hat. Mit großem Engagement hat er die Verhandlungen und die Terminabsprachen
geführt. Leider konnte er an diesem Abend nicht anwesend sein.
Unser nächster Abend findet statt wie immer im KUHtelier am
Donnerstag, 28. April 2016 um 19:30 Uhr
Aus der Reihe "Länder in der Literatur" berichten wir über
Schriftsteller aus Südamerika - Borges, Marquez, Llosa
Renate Gasser