Karbener LiteraturTreff e.V.



Thema: Heimspiel - Einheimische Literaten stellen sich vor Thema:
Ort: KUHtelier im Leonhardischen Schloss, Karben
Zeit: 19.35 - 22.00 Uhr
Anwesende: 40 Personen

Zum Heimspiel begrüßt Herr Thomas viele Gäste und Freunde des Literatur-Treffs im gemütlichen Ambiente des KUHteliers. Es folgt ein kurzer Überblick über die Entstehung und das Programm des Lit-Treffs.
Robert Axt eröffnet den Abend mit eigenen Gedichten. Seit 1999 schreibt er Gedichte, um seine Erinnerungen und Empfindungen zu bewahren. Inzwischen sind 324 Werke entstanden, die in seinem "Poetischen Tagebuch" gesammelt und veröffentlicht sind. Die Veranlagung und die Liebe zur Lyrik hat er vom Großvater geerbt. Von seinen Naturgedichten trägt er vor "Frühling, Aufbruch, Zum Geleit". Das Thema ist das Erwachen der Natur und der Aufbruch des Menschen zu neuen Zielen. Seinen Enkelkindern hat er Gedichte zu vielen Situationen gewidmet -"Gummibärchen, Davids Ernst, Geburt von Rosa". Von seinen Minnegedichten hören wir "Stammzellen" und aus dem großen Repertoire zum Thema Besinnliches und Betrachtungen trägt er vor "Alhambra, Krakau, Alfred (ein einheimischer Führer im Krüger Nationalpark), Staunen und Jaccaranda-Blüte". Mit Worten malt er ein impressionistisches Bild vom Chiemsee "Ein Pfeifchen". Frei nach Ringelnatz bildet das "Roggauer Schneckenquintett" den Abschluss.
Walter Enslin vertritt seine Frau Rosie Cordsen-Enslin, die z.Zt. in Chile ihre Verwandten besucht. Sie wurde 1944 in La Serena (Chile) als Tochter deutscher Eltern geboren, studierte Anglistik und kam 1973 nach Deutschland. Sie arbeitet als Übersetzerin, schreibt Gedichte, Zeitungsartikel, Prosastücke, Kurzgeschichten und Limericks auf Deutsch und Spanisch. Die Tiergeschichten in ihrem Buch "Froschleben" sind in Spanien und Deutschland erschienen. Herr Enslin liest zwei Geschichten vor - die erste heißt "Der abenteuerlustige Strohhut" . Beim Spaziergang am Meer entreißt ihr eine Böe den Strohhut und schleudert ihn auf die Wellen, wo er für sie unerreichbar seine Reise antritt. Die zweite Geschichte spielt in Bad Vilbel im Kurhaus "Das Glück der Unschuldigen". Herr Enslin kellnerte dort als Student bei einem Fest. Sein Kollege war Abdislam, sein dunkelhäutiger Freund. Höhepunkt des Festes war eine Tombola mit einem Präsentkorb als Hauptpreis, den alle begehrten. Trotz eines Missgeschicks war sein Freund der glückliche Gewinner des Hauptpreises. Es folgen einige Limericks von Tieren und von den Tücken des Essens.
Alfred Landmesser aus Okarben ist in Bonames aufgewachsen. Sein erstes Buch veröffentlichte er 1992. Wir hören eine Geschichte mit historischem Hintergrund. "Die sieben Schwaben" überquerten bei Hanau den Main und eroberten die Stadt Frankfurt durch den Eschenheimer Turm. Die eiserne Fahne auf dem Turm wurde von den Schwaben mit ihren Geschossen durchlöchert. Warum man heute neun Löcher statt sieben zählt, bleibt ein Rätsel. Die zweite Geschichte erklärt die Entstehung des Namens Bonames. Die früher wohlhabenden Bürger hatten ihr Geld in Truhen aufbewahrt, das von bissigen Hunden bewacht wurde. Der Räuber Sebastian Bohl leerte die Truhen in einer Silvesternacht und die Bürger jammerten ‚Bohnahmes' . So kam der Ort zu seinem Namen. In dem Text "Ritter und Prinzessin" jammert ein Mädchen, dass sie sich von dem Drachen selbst befreien will. Als ihr das endlich gelungen ist, nörgelt sie, dass der Ritter sie nicht gerettet hat. "Ein schöner Tag" beschreibt ein Familienessen am Muttertag. Alle Kinder und Enkel setzen sich an den gedeckten Tisch und bedauern, dass Mutter immer beschäftigt ist. Nach dem Essen brechen alle auf und lassen die Mutter mit Spülen und Aufräumen allein. Auch in der "Geschichte von der Oma" werden Lebensumstände humorvoll kritisch beleuchtet. Oma geht ins Altersheim und niemand von der Familie besucht sie. Erst als sie verkündet, dass sie im Lotto gewonnen hat, kümmern sich die Angehörigen wieder um sie.
Nach einer kurzen Pause stellt uns Jasmin Meranius den Fall Beata aus ihrem Buch "Wachkoma" vor. Kann man work und life vereinen, ist hier die Frage. Die Protagonistin Beata, eine Workaholikerin, bereitet eine Unternehmensanalyse vor. Um ihr Arbeitspensum zu erledigen, nimmt sie Tabletten, joggt während der Mittagspause und hat für soziale Kontakte keine Zeit. Kurz vor der Konferenz hat sie einen Zusammenbruch und erwacht im Zimmer eines Sanatoriums. Dort soll sich ihre Seele wieder erholen. Wie ihr das gelingt, verrät die Autorin nicht.
Mit viel Engagement trägt Dr. Joachim Schlichte seine lyrischen Verse vor. Es sind politisch-satirische Gedichte mit gesellschaftskritischen Aspekten. Mit überraschenden , treffenden Wortspielereien regt er zum Nachdenken an. So bezieht er sich in dem Gedicht "Prozente" auf Kinderarmut, Atomstrahlen u.a. In nüchternen Prozenten wird ausgedrückt, was einzelne Schicksale bedroht. In "Spende" erläutert er die Gedanken eines Bettlers zu den milden Gaben. In rascher Folge liest er Gedichte, wie z.B. "Solch ein Mensch, Der Rubikon trauert, Es ist finster geworden". Ein Wortspiel mit mail und Mehl berührt auch unsere Haut. Von seinen Liebesgedichten möchte ich einige Verse zitieren:
Meine auch deine
Deine auch meine
Liebe
Ertrinkt im Morast unserer
Ansprüche.
Herr Thomas dankt allen Beteiligten für die Gestaltung des gelungenen Abends und weist auf die nächste Veranstaltung hin

25. April 2012 - Literaten aus der Ex-DDR


Renate Gasser