Karbener LiteraturTreff e.V.



Thema: Deutsche Dialekte
Ort: Gaststätte "Bei Anna" (Kegelbahn)
Zeit: 19.35 - 21.30 Uhr
Anwesende: 28 Personen und Herr Hofmann, Journalist der WZ

Nach der Begrüßung der Gäste weist Herr Thomas auf die Mitgliederversammlung am 11.3.2011 hin, zu der alle herzlich eingeladen sind.
Der heutige Abend ist den deutschen Mundarten gewidmet und soll einen Querschnitt von Nord nach Süd bieten.

Herr Mainert beginnt mit dem norddeutschen Dialekt und liest uns das Gedicht ‚Gode Nacht' von Theodor Storm vor. ‚Pippi un de Schutzlüt' wird auf Norddeutsch von Herrn Gress vorgetragen, eine Geschichte von der freiheitsliebenden Pippi Langstumpf.
Von dem groben, vulgären Remscheider Platt hören wir von Herrn Berster verschiedene Gedichte des Autors Fritz Knepper, z.B. ‚Wat is unreit, Peter is det lewe leid, So is dat, Modderword und Herbst'.
Weiter geht es mit dem Münsterländer Dialekt, der von Herrn Hoppe vorgestellt wird. Er bezieht sich auf den Autor Augustin Wibbelt (1862-1947). Er wuchs auf dem elterlichen Wibbelthof bei Ahlen auf als siebtes von zehn Kindern, wurde katholischer Priester und Schriftsteller. Neben seiner seelsorgerischen Tätigkeit betätigte er sich als Redakteur verschiedener Zeitschriften. Von ihm hören wir die Geschichte ‚De Bruut (die Braut)' und ein kurzes Gedicht ‚Dat Pöggsken (Fröschchen)'.
Herr Hoppe informiert auch über eine völlig unbekannte Sprache dieser Gegend, der Masematte. Die Masematte ist eine Art Geheimsprache der sozialen Unterschicht und enthält Elemente des Jiddischen und Rotwelschen. Bekannt sind vielleicht noch die Begriffe ‚Ische oder Tucke' für ein Mädchen, ‚malochen' für arbeiten oder ‚meschugge' für verrückt. Wir hören die Geschichte ‚Da schmergelte das Löf!' (Da lacht das Gesicht!)
Frau Himmel trägt das Gedicht ‚Koppgarde un Himmelscherz' aus der Gegend um Eschwege vor. Gerade im Nordhessischen Raum sind die Dialekte oft von Ort zu Ort unterschiedlich. Herr Thomas vertritt den nassauisch-wiesbadener Dialekt mit den Gedichten ‚Pessimiste-Optimiste Krottche' und ‚De pfiffich Gickel' von rudolf Dietz.
Das Frankforterisch , das in unseren Ohren sehr vertraut klingt , wird vetreten von Herrn Böhmer mit verschiedenen Geschichten - ‚De Blutblas', ‚Ebbes', eine Anekdote über die Fahne auf dem Eschersheimer Turm und über die Kommunalwahl in Karben. Der bekannteste Frankfurter Mundartdichter war Stolze, von dem auch Frau Axt einige Gedichte vorträgt - ‚Sein goldene Hochzeitswunsch', ‚De Entrümpler Abraham', ‚Verzeh Dechter'.
Als besonderes Schmankerl singt uns Herr Landmesser das Lied eines unbekannten Verfassers vor ‚Ich waaß a klaa Häusche am Maa'.
Auch der Karbener Mundartdichter Peter Geibel fehlt nicht im bunten Reigen. Frau Rößner berichtet, dass er als Sohn eines Landwirts geboren wurde, als Tierarzt viele Bauern besuchte und sich gern in deren Stuben aufhielt. Ein Gedicht erzählt, wie Peterchen ‚groß - gezogen' wurde.
Natürlich darf auch das Bayrische nicht fehlen. ‚Weihnachten dahoam' wird von Frau Hudert vorgetragen. Herr Mainert liest die bayrischen Gedichte'A Wasserfoll', I woaß net wos i hob' von Franz Ringseis und ‚De Summer is außi'.
Über das Leben von Karl Valentin (1882 - 1948) referiert Herr Enslin. Valentin absolvierte eine Schreinerlehre. Später kamen ihm seine Fähigkeiten zugute, denn er baute seine Kulissen selbst. Er besuchte die Komikerschule von Hermann Strebel und übernahm später die väterliche Spedition. Während seiner Ausbildung trat er immer wieder als Komiker auf und startete eine Tournee durch deutsche Städte, leider mit wenig Erfolg. Der Durchbruch gelang ihm mit Auftritten im "Frankfurter Hof" in München. Dort begegnete er Elisabeth Wellano alias Liesl Karstadt, die jahrzehntelang mit ihm auftrat. Während des Krieges zog er sich von der Bühne zurück. Bekannt ist er durch seinen trockenen Humor. Zitat "Mögen hätt ich schon wollen, aber dürfen hätt ich mich nicht getraut."
Als besondere Dialekte hören wir von Herrn Axt einen sächsischen Witz, der nach der Wende entstanden ist, über das ‚Autokennzeichen GB' ,
von Herrn Böhmer ein ostpreußisches Gedicht über die Liebe von Carl Budgereit und von Herrn Mainert ein Gedicht aus dem Riesengebirge ‚De Linde' von Pater Meinrad.
Auch eine musikalische Einlage von Herrn Enslin fehlt nicht. Er singt das nordfriesische Lied ‚Dat du meen lewste bist' und ein Spottlied über das spartanische Leben der hessischen Leinweber.
Herr Thomas dankt allen Vortragenden für die meist humorvollen Beiträge und weist auf unser nächstes Treffen am Freitag, dem 25. März 2011 hin.
An diesem Abend werden wir uns mit deutschsprachigen Literaturpreisträgern befassen.
Renate Gasser