Karbener LiteraturTreff e.V.
Bericht vom 25. Januar 2018
Facetten der Liebe in der Literatur
Ort: KUHtelier, Groß Karben, im Schlosshof von Leonhardi
Zeit: 19.05 - 21:40 Uhr
Anwesende: ca.60 Personen und Pressevertreter
Zu unserem ersten Abend im Jahr 2018 begrüßt Hans-Martin Thomas die Gäste im
KUHtelier und freut sich, dass trotz zahlreicher Veranstaltungen in der Umgebung
so viele Leute zu uns gekommen sind.
Die Gäste erwartet ein buntes Programm mit Gedichten, Sketchen und Prosastücken.
Dieter Körber hat den Abend vorbereitet und moderiert die Beiträge. In seiner
Einleitung erzählt er, dass das erste Kabarett 1880 in Paris im "Chat noir"
eröffnete. Ernst von Wolzogen gründete 1906 das erste Kabarett in Berlin.
Da politische Kritik in Deutschland verboten war, bezog man sich auf Dichter
der Ironie. Über "Unsere lieben Sachsen", ein Gedicht von Ernst von Wolzogen,
weiß er, dass sie als Reisende überall zu finden sind, in der Wüste wie in den
Bergen. Ein großartiger Vortrag war der Theaterbesuch von Karl Valentin
"Im Gärtnertheater". Karl Valentin hat mit seiner Mutter eine Vorstellung im
Gärtnertheater besucht. Nachdem er die Vorstellung gesehen hat, bereut er im
Bett den Theaterbesuch, weil er das Stück schon kennt. Der Sprachclown Karl
Valentin betreibt ein hintersinniges Spiel mit Verwechslungen und bringt
damit die Zuhörer zum Lachen.
Von Hans-Martin Thomas hören wir das Gedicht "Die Weber" von Heinrich Heine
(1797-1856). Heine kritisierte die Gesellschaft, er lebte oft in Paris und
hatte dort Kontakt mit Marx und Engels. Das Schicksal der schlesischen Weber
war ihm nicht gleichgültig. In seinem Gedicht prangert er den dreifachen Fluch
an, sie leiden unter Hunger, Armut und werden vom König erpresst. Sein zweiter
Beitrag ist von dem Kabarettisten Dieter Hildebrandt "Denkzettel-Wahl 1992".
Das Schönreden von Wahlniederlagen und eine Analyse von Statements der Politiker
werden kritisiert, das ist heute wie damals aktuell.
Von J.W.L. Gleim (1719-1803) erzählt Hans Kärcher die Geschichte
"Der Walfisch". Ähnlich wie in der bekannten Geschichte werden der Erzähler
und eine schöne Perserin vom Walfisch verschluckt und unverletzt wieder
ausgespuckt. Verschiedene Gedichte von Robert Gernhardt ( 1937-2006) , ein
Meister der humoristischen Poesie, kritisieren den Literaturbetrieb, ein
allegorisches Gemälde und die modernen Maschinen im Betrieb.
Barbara Metz begeistert uns mit zwei Beiträgen von Alexander Moszkowski
(1851-1934). "Die Berliner Elektrische" hat verschiedene technische Mängel,
deren Reparatur schwierig ist. "Die Bakterien" umgeben uns in Lebensmitteln
und in der Luft. Das Atmen ist gefährlich…"die kleinen Bazillen muss man einatmen
und schwupp bisde dod!" Wolfgang Neuss (gest. 1989) hat das Gedicht
"Innere Führung" geschrieben. Neuss war ein politischer Kabarettist. Er war
1941 Soldat an der Ostfront, mit seinen kritischen Texten und Sketchen wurde
er zum Helden des Wirtschaftswunders, starb aber in völliger Armut. Die
"Innere Führung" macht sich lustig über einen Befehl. Soldaten sollen zur
Sonnenfinsternis antreten. Der Befehl wird an die Untergebenen weitergeleitet
und verändert dabei seinen Sinn wie bei dem Spiel "Stille Post", der Letzte
hört einen völlig sinnlosen Satz.
Almut Rose trägt Gedichte von Christian Morgenstern (1971-1914) vor.
Morgenstern wurde bekannt mit seiner komischen Lyrik und der Satire über
menschliche Schwächen. Wir hören "Das ästhetische Wiesel", Gedichte von
Palmström, "Die Behörde" u.v.a. Kurt Tucholsky (1890-1935) war politischer
Pamphletist. In dem Text "Man müsste mal" bemängelt er die Umgangssprache
mit den vielen inhaltsleeren Füllwörtern.
Das "Chanson für eine Frankfurterin" ist auch von K. Tucholsky und wird von
Claudia Weishäupl dargeboten. Er verehrt darin seine Freundin Ida Wüst, die
in Frankfurt geboren wurde.
Von Rosi Kärcher hören wir eine Gedichtauswahl von Joachim Ringelnatz
(1883-1934). Er war von kleinem Wuchs, hatte eine Hakennase und schlug
sich in ca. 40 Berufen durchs Leben. Bekannt sind u.a. die Gedichte
"Die Schnupftabaksdose, die Ameisen, das Seepferdchen".
Ingrid und Robert Axt präsentieren Texte aus dem politischen Kabarett
"Die Pfeffermühle", gegründet von Erika Mann. Ihre kritischen Beiträge waren
in satirischen Versen versteckt, da zur Hitlerzeit keine offene Kritik erlaubt
war. Der Koch (alias Hitler) serviert den Menschen grausame Delikatessen.
Der Lampenputzer war ein Revoluzzer und schloss sich den Revoluzzern an.
Von Rosie und Walter Enslin hören wir "Aphorismen" bekannter Geister über
Liebe, Sex,Heirat und Ehe. Nach Schopenhauer heißt heiraten, die Rechte
halbieren und die Pflichten verdoppeln. Die Liebe verschont nicht die Dummen und
die Reichen.
Fritz Böhner stellt die Frage: "Sollen Hunde fernsehen?"
Loriot schreibt dazu, dass der Tierarzt bei Hunden Störungen bemerkt nach
stundenlangem fernsehen. Je nach Hunderasse und je nach Art der Sendung wirkt
sich das unterschiedlich aus.
Zwei Sketche von Loriot erheitern die Zuhörer. Sie werden dargeboten von
Ingrid Axt und Fritz Böhner. Der erste Sketch heißt "Familienbenutzer".
Die Leiterin der Geschenkartikelabteilung, Frau Dr. Bartels, hat ein
ungewöhnliches Geschenk kreiert, das sie vermarkten will. Der zweite Sketch
"Mondgestein" handelt von einer Mondgesteinsprobe, die Frau Prof. Carla Schmid
untersucht hat. Sie hat festgestellt, dass darauf Millionen kleiner Mondbewohner
leben. Sie brauchen also wesentlich weniger Platz als Millionen Menschen.
Musikalisch hat uns Nicola Piesch mit ihrer wunderbaren Stimme unterhalten,
begleitet von ihrer Ukulele. Sehr musikalisch klang das erste Lied
"Ich bin so unmusikalisch". Mit viel Elan und Emotion folgten Songs mit
berührenden Texten "Kann denn Liebe Sünde sein, Raus mit den Männern aus dem
Reichstag, Jonny, wenn du Geburtstag hast, Sex is a wonderful habit".
Die Gäste dankten mit viel Applaus allen Mitwirkenden, vor allem dem Organisator
Dieter Körber, für den abwechslungsreichen und unterhaltsamen Abend.
Unsere nächste Veranstaltung ist am
22. Februar 2018 um 19:00 Uhr im KUHtelier zum Thema
"Helden und Antihelden"
Renate Gasser