Karbener LiteraturTreff e.V.



Bericht vom 29.01.2015
Thema: "Humor in der Literatur"
Ort: KUHtelier
Zeit: 19.30 - 21.30 Uhr
Anwesende: ca. 50 Personen und Pressevertreter


Auch im neuen Jahr heißt Herr Thomas die zahlreichen Gäste im KUHtelier herzlich willkommen. Am ersten Abend dreht sich alles um den Humor passend zur närrischen Jahreszeit.
Mit musikalischen Einlagen erfreut uns heute Gottfried Lehr, der für uns hessische Faschingssongs singt.
Die Moderation übernimmt Walter Enslin, der diesen Abend auch vorbereitet hat. Herr Enslin beginnt mit einem Vortrag über "Political Correctness" aus dem Jubiläumsheft der "Schmiere". Rashida, eine ausländische Kellnerin in einer Frankfurter Trinkhalle, kennt auf Deutsch nur bestimmte Begriffe, die sie zum Bedienen braucht. Als Frau Jutta Winter-Schmidt die Trinkhalle betritt und sich über Mitbürger auslässt, deutet Rashida den Begriff ‚Mitbürger' als ‚saure Gurken'. Rasch läuft sie in die Vorratskammer und zählt alle sauren Gurken. Freudig teilt sie der Studienrätin die Anzahl mit. Diese hat sich inzwischen daran erinnert, dass sie etwas Süßes wollte und verlangt einen Schokokuss. Rashida definiert es als Negerkuss und stellt fest, dass es heute keine mehr gibt.
Als nächstes hören wir von Heinrich Heine (1797-1856) humorvolle Gedichte, vorgetragen von Hans-Martin Thomas : "Zur Eifersucht, Zum Glück der Menschen, Der Antrag" und das 11. Kapitel aus seinem Werk "Deutschland, ein Wintermärchen". Heine reiste häufig aus seiner Wahlheimat Paris nach Deutschland und schilderte die politischen Ereignisse in Versen. So stellte er sich vor, wie Hermann der Cherusker im Teutoburger Wald gegen Varus gekämpft hat. Zum Glück hat Hermann in der berühmten Schlacht im Teutoburger Wald gewonnen. Hätte Varus gesiegt, so wären viele deutsche Wörter durch lateinische ersetzt worden, das blieb uns zum Glück erspart.
Von dem deutschsprachigen israelischen Schriftsteller Ephraim Kishon (1924-2005) liest uns Rosie Cordsen-Enslin die Kurzgeschichte "Der Agent" vor. Kishon sitzt auf dem Flug nach Hollywood neben einem Agenten, der für seinen Schriftsteller alles regelt , wie z.B. Taxi bestellt, Hotelzimmer bucht, positive Zeitungsartikel schreibt etc. Am Flughafen angekommen, entschwindet der Agent. Mit Mühe bekommt Kishon ein Taxi, aber ein Hotelzimmer ist nicht verfügbar. Auf seiner Fahrt mit dem Taxi kommt er am Beverly Hills Hotel vorbei. Dort sieht er den Agenten. Kishon steigt aus und gibt sich an der Rezeption als Agent für Kitchen aus. Sofort ist ein Hotelzimmer für ihn frei.
Zwischen den Vorträgen gibt uns Claudia Weishäupl zahlreiche Gedichte von Christian Morgenstern (1871-1914)aus seiner Sammlung "Galgenlieder" zum Besten, wie z. B. "Der Seufzer, Der Lattenzaun, Der Mond, Die beiden Esel, Die Möwe Emma, Die drei Spatzen, Die Rehlein beten zur Nacht" u.v.m.
Dr. Hans Kärcher erzählt uns die Geschichte "Nicht nur zur Weihnachtszeit", geschrieben von Heinrich Böll (1917-1985). Mehr seiner skurrilen Geschichten sind in dem Buch "Dr. Murkes gesammeltes Schweigen" veröffentlicht. Tante Mila schmückt mit Leidenschaft Weihnachtsbäume. Hauptattraktion sind gläserne Zwerge mit Hammer und Amboss. An der Tannenbaumspitze schwebt ein rotwangiger Engel, der Frieden ruft. Bei entsprechender Wärmeentwicklung der Kerzen beginnen die Zwerge mit dem Hammer zu schlagen. Tante Milas Begeisterung für den Tannenbaum geht so weit, dass er bis Mai, ja sogar bis Juni im Wohnzimmer steht. Bei verdunkelten Fenstern werden dann zur Sommerszeit Weihnachtslieder gesungen.
Ingrid Axt trägt uns das Gedicht "14 Töchter" von Friedrich Stoltze (1860-1891), einem Frankfurter Mundartdichter, vor. Ein Vater ist mit 14 Töchtern sehr strapaziert, da er 14 Mal die gleiche Garderobe kaufen muss. Er wünscht sich, wenn seine Töchter heiraten, dass er nur eine, statt 14 Schwiegermüttern ertragen muss.
Robert Axt liest uns Minuten-Novellen von dem ungarischen Schriftsteller István Örkény (1912-1979) vor. "Es lebe das Fragezeichen, die Gebrauchsanweisung, In Memoriam, Das Echo, Der Gefangene und Ins Poesiealbum" sind Prosaminiaturen mit Ironie und Humor. "Der letzte Kirschkern" erzählt von vier Ungarn, die unter einem Kirschbaum campieren. Einer kommt auf die Idee, sie sollten eine Erinnerung hinterlassen, deshalb wollen sie einen Kirschkern zwischen zwei Steine legen. Der letzte Kirschkern hängt aber in der obersten Baumspitze. So bilden sie eine Säule aus Menschen. Der Ungar an der Spitze weiß jedoch nicht mehr, was er im Kirschbaum holen soll.
Ein selbst verfasstes skurriles Gedicht trägt Rosie Enslin vor "Die Klicke der Gerippe".
Zum Schluss trägt Herr Hoppe seine Limericks aus eigener Denkwerkstatt vor. Limericks sind Gedichte, die in fünf Zeilen eine Geschichte erzählen, die mit Humor gewürzt ist. Ich führe nur einige Reimbeispiele an. Bürgermeister von Meppen - Deppen - an der Bar neppen Baden-Baden - Laden - Eskapaden Skihaserl Zermatt - après Ski - nie genug - Männer platt Ein Gedicht über Palmström bildet den Schluss "Palmström bleibt unmodern" Palmström hat sich ein neues Handy gekauft, kann aber nicht damit umgehen, weil er die Technik nicht beherrscht. Deshalb verzichtet er auf die modernen Errungenschaften und bleibt lieber unmodern.

Ein herzliches Dankeschön spricht Herr Thomas allen aus, die den Abend mitgestaltet haben.
Wir freuen uns wieder über zahlreiche Gäste
am Donnerstag, den 26.Februar 2015
Im KUHtelier zu dem Thema
Länder in der Literatur: USA

Donnerstag den 26. März 2015
Literaturabend mit Peter Härtling

Renate Gasser